Eine Demonstration von rund 10'000 Querdenker in Stuttgart artet am Ostersamstag aus. Protestierende pöbeln gegen Journalisten – es kommt vereinzelt zu Attacken.
So zum Beispiel gegen den Tagesschau-Reporter Thomas Denzel und sein Kamerateam – während einer Live-Schaltung!
Denzel möchte auf die Frage des Moderators im Studio antworten, als die Demonstranten versuchen, ihn mit «Lügenpresse»-Rufen zu übertönen.
Kurz zuvor ging ein Querdenker auf einen Fotografen los und ohrfeigte ihn. Die Polizei teilte später mit, man habe den Angreifer identifizieren können.
Corona-Massnahmen ignoriert
Bereits zu Beginn der Demonstration am Nachmittag war die Stimmung aufgeheizt. Gegendemonstranten versuchten, die Querdenker am Weiterzug zum Cannstatter Wasen zu hindern. Ohne Erfolg.
Die Behörden rechneten mit 2500 Demonstranten. Vor Ort waren schliesslich mindestens 10'000. Maskenpflicht? Interessierte Keinen. Der Stuttgarter Polizeisprecher Stefan Keilbach sagte dazu: «Ich sehe hier 20 Leute mit Masken, und das sind Polizisten.»
Am Ende des Tages ahndete die Polizei 254 Verstösse gegen die Corona-Regeln.
Warum kein Verbot?
Schon am Vortag hatte sich das Gesundheitsministerium sehr besorgt über Veranstaltungen der Corona-Leugner geäussert. Ministerialdirektor Uwe Lahl wies eindringlich darauf hin, dass die Corona-Verordnung durchaus ein Verbot hergegeben hätte. «Meine Prognose ist, dass die Hygieneregeln bei der Veranstaltung nicht eingehalten werden», sagte Lahl am Freitag. Die Stadt Stuttgart sah zu desem Zeitpunkt allerdings keine Handhabe für ein Verbot.
Im vergangenen Sommer hatten auf dem Wasen bis zu 10 000 Menschen demonstriert. Zuletzt hatte am 20. März eine Demonstration in Kassel mit mehr als 20 000 Menschen für Schlagzeilen gesorgt - erlaubt waren nur 6000. Es kam zu teils gewalttätigen Auseinandersetzungen. (SDA/sac/hah)