Im Süden des Iran hat sich am Samstag gegen 12:30 Uhr (Ortszeit) im Hafen Schahid Radschee nach Angaben iranischer Staatsmedien eine «massive Explosion» ereignet. Anschliessend sei dort ein Feuer ausgebrochen, berichtete das iranische Staatsfernsehen am Samstag. Bei der Explosion kamen mindestens 40 Menschen ums Leben, mehr als 1000 wurden verletzt. Sechs Personen werden weiterhin vermisst.
Die Explosion war am Samstag offenbar durch einen Brand in einem Lager für Chemikalien und Gefahrgut ausgelöst worden, die Brandbekämpfung gestaltete sich schwierig. Die Wucht der Detonation war so gewaltig, dass die Druckwelle noch in einem Umkreis von 50 Kilometern zu spüren war. Sie richtete erhebliche Schäden an der Hafeninfrastruktur an und wird den Import und Export des Landes auf unabsehbare Zeit beeinträchtigen.
Aufruf zum Blut spenden
Laut Regierungssprecherin Fatemeh Mohadscherani sind die Krankenhäuser in der Provinz mit der Behandlung der vielen zum Teil Schwerverletzten überfordert. Daher müssen viele Patienten in andere Städte verlegt werden. Die Einwohner der Provinz Hormusgan werden weiterhin aufgerufen, Blut für die Verletzten zu spenden. Ein Video zeigt die Zerstörung innerhalb eines umliegenden Gebäudes.
Container explodierten wohl aufgrund von Chemikalien
Ursache des Unglücks soll eine Explosion in einem Treibstofflager im Hafen gewesen sein. Der Leiter der Behörden für Krisenmanagement, Mehrdad Hassansadeh, sagte dem Staatsfernsehen, mehrere Container seien explodiert.
Ein Sabotageakt, über den in den sozialen Medien spekuliert wurde, bestätigte sich bislang nicht. Alle Aktivitäten vor Ort wurden vorerst eingestellt, damit die Rettungskräfte den Brand schneller unter Kontrolle bringen können.
Regierungssprecherin Fatemeh Mohajerani erklärte gegenüber der CNN, die definitive Ursache könne erst geklärt werden, wenn die Feuer gelöscht wurden. «Bisher steht fest, dass in einer Ecke des Hafens Container gelagert wurden, die wahrscheinlich Chemikalien enthielten, die explodierten. Aber solange das Feuer nicht gelöscht ist, ist es schwierig, die Ursache festzustellen.»
Ambrey Intelligence, ein weltweit tätiges Unternehmen für maritime Risiken, gehe laut der BBC davon aus, dass in den Containern fester Brennstoff für iranische Raketen gelagert wurde. Das wurde jedoch nicht bestätigt.
Präsident spricht von Unfall – Untersuchungen eingeleitet
Derweil leitete der iranische Vizepräsident Mohammad Resa Aref nach Angaben der Nachrichtenagentur Isna Ermittlungen zu der Ursache der Explosion und dem Ausmass des Schadens ein. Die Explosion stehe nicht in Verbindung mit «Ölraffinerien, Treibstofftanks, Verteilungsanlagen oder Ölpipelines», hiess es in einer von lokalen Medien verbreiteten Erklärung des staatlichen Unternehmens für die Verteilung von Produkten der Ölindustrie. Demnach waren die Raffinerien in Bandar Abbas ohne Unterbrechung in Betrieb.
Wie der iranische Präsident auf X mitteilte, werde der Innenminister als Sondergesandter nach Schahid Radschee reisen um die «notwendige Koordination vorzunehmen und das Ausmass des Unfalls genauer zu untersuchen».
Wichtige Wirtschaftszone betroffen
Der Hafen Schahid Radschee in der Provinz Hormusgan liegt mehr als tausend Kilometer südlich der Hauptstadt Teheran. Es handelt sich dabei um den grössten Handelshafen des Landes.
Die Hafenstadt am Persischen Golf ist eine der wichtigsten Wirtschaftszonen des Landes, in der mehr als ein Drittel des iranischen Seehandels abgewickelt wird. Mit dem grössten Containerterminal des Landes unterhält die Hafenstadt Seehandel mit 80 international bekannten Häfen und 21 Linienreedereien.
Im September vergangenen Jahres hatte sich im Iran einer der folgenschwersten Arbeitsunfälle seit Jahren ereignet. Bei der Explosion in einem Kohlebergwerk im östlich gelegenen Tabas kamen damals mehr als 50 Menschen ums Leben.