Klima belastendes Steinkohlekraftwerk im westdeutschen Scholven
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Ökostrom für ein Milliardenvolk
Stoppt ausgerechnet Indien den Klimawandel?

Indien ist der drittgrösste Klimasünder der Welt. Das Land will nun aber auf Ökostrom setzen – kann es damit den Klimawandel stoppen?
Publiziert: 09.07.2019 um 20:16 Uhr
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Aktualisiert: 10.07.2019 um 10:44 Uhr
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Indien ist einer der grössten Klimasünder der Welt. Es setzt nun aber auf Ökostrom.
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Martin Bruhin

Während die USA aus dem Pariser Klimavertrag austreten will, möchte Indien zum grünen Pionier werden. Das Land baut derzeit einige der grössten Solarparks der Welt. Die Planung vieler Kohlekraftwerke wurde abgesagt und in der Stadt Kerala gibt es den weltweit ersten rein solarbetriebenen Flughafen.

In Indien soll bereits in drei Jahren die Stromerzeugungskapazität aus regenerativen Quellen verdoppelt werden. Auch scheint es momentan so, dass Indien seine Zusagen zum Pariser Klimaschutzabkommen sogar vor Ablauf der Frist erreichen wird. Kann das Land den Klimawandel wirklich stoppen?

Kohlemonster Indien

Tatsächlich wächst Indiens Öko-Strommarkt schneller, als es selbst Optimisten noch vor ein paar Jahren erwartet hatten. Das Land investiert in erneuerbare Energien wie nie zuvor. Vor kurzer Zeit sah es in der grössten Demokratie der Welt aber noch anders aus. Es galt als Risiko für den Planeten – als regelrechtes Kohlemonster. Hunderte neue Kohlekraftwerke entstanden.

Das Land ist für sieben Prozent aller weltweiten Treibhausgase verantwortlich – damit der drittgrösste Klimaschädling. Indische Politiker stellten zudem immer wieder klar, dass sie den Fortschritt niemals für den Klimaschutz opfern werden. Weshalb nun der Kurswechsel?

Indien ist selbst vom Klimawandel betroffen

Wie der «Spiegel» schreibt, braucht das schnellwachsende Land dringend Strom – und zwar sehr viel. Der Ausbau des Energiesektors wird deshalb noch viele Hundert Milliarden Dollar kosten. Geld, das Indien nicht hat. Es ist daher auf Investoren angewiesen. Die wollen ihr Geld jedoch nicht in Kohle, sondern in grünen Energien anlegen.

Der indischen Regierung kommt das gelegen. Damit lässt sich nämlich der Strombedarf decken und gleichzeitig steht das Land als Klimaretter da. Natürlich hat Indien aber auch ein eigenes Interesse, um den Klimawandel einzudämmen.

Es ist selbst immer wieder stark vom Klimawandel betroffen – sei es wegen Überschwemmungen oder Dürre. Zudem gehört die Luftverschmutzung zu den grössten Problemen des Landes. Neu-Delhi hat Peking längst als Hauptstadt mit der dreckigsten Luft abgelöst.

Wird es Indien schaffen?

Ob Indien mit seiner neuen Klimapolitik wirklich das Klima zum positiven verändern wird, ist unklar. Zwar hat sich das Land dazu verpflichtet, den CO2-Ausstoss zu begrenzen – jedoch nur im Verhältnis zum Wirtschaftswachstum. 

Eines ist aber klar: Indien wird massgeblich mitentscheiden, wie warm es auf der Erde wird. Wie schnell die Pole schmelzen werden – und wie hoch das Wasser steigen wird.

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