Spanien: 17’800 Tote, Italien: 20’500 Tote, Frankreich: 15’000 Tote, Grossbritannien: 11’400 Tote.
Slowakei: 2 Tote, Lettland: 5 Tote, Tschechien: 143 Tote, Ungarn: 122 Tote, Litauen: 24 Tote, Polen: 245 Tote, Rumänien: 331 Tote.
In vielen Ländern im reichen Westeuropa sind die Spitäler voll von Corona-Patienten, in grösseren Städten wie Mailand und Madrid müssen Leichen wegen überfüllter Aufbahrungshallen zwischengelagert werden. Nicht so im armen Osten Europas. Da liegen die Zahlen durchs Band im tiefen Bereich.
Sehr schnell reagiert
Das hat auf der einen Seite ganz einfache Gründe: Wegen der kleineren Finanzkraft reisen Osteuropäer viel weniger in der Welt herum. Zudem fanden zur Zeit der anfänglichen Ausbreitung in West-Ländern grosse Veranstaltungen wie Karneval und Fussballspiele statt, die viele Ausländer anzogen. Solche Massenevents wirkten wie eine Virenschleudern.
Auf der andern Seite haben die Ost-Länder sehr schnell reagiert und umgehend Massnahmen eingeleitet. Tschechien schloss die Grenzen und Schulen am 12. März, weniger als zwei Wochen nach Auftreten des ersten Falles. Am gleichen Tag erklärte auch die Slowakei den Ausnahmezustand, Polen folgte am Tag darauf – wie die Schweiz.
In mehreren Ost-Ländern werden zudem Personen mit Mobilfunkdaten überwacht, um die Verbreitung des Virus zu verfolgen und zu stoppen.
Westen vertraut Technik
Grossbritannien im Gegensatz liess sich Zeit und verhängte erst am 24. März den Lockdown, nachdem schon 422 Menschen gestorben waren. Am Tag, als die tschechische Hauptstadt Prag gesperrt wurde, sagte der britische Premierminister Boris Johnson (55) noch, dass die Briten weiterhin an Massenveranstaltungen teilnehmen könnten. Johnson musste später selber auf der Intensivstation behandelt werden.
Im «Wall Street Journal» sagt Slawomir Debski (48), Direktor des polnischen Instituts für internationale Angelegenheiten, warum der Osten schneller als der Westen gehandelt hat. «Im Westen glauben die Menschen, dass die High-Tech-Gesellschaften mit sehr guter Gesundheitsversorgung mit allem umgehen können. Das hat die Illusion erzeugt, dass sie die Zeit und Mittel haben, um eine plötzlich auftretende Pandemie bekämpfen zu können.» Zudem hätten viele Länder im Westen aus Angst vor negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft mit Massnahmen zugewartet.
Der tschechische Gesundheitsminister Adam Vojtech (33) sagte: «Wir waren sicher, dass unsere Spitäler der Situation nicht standhalten konnten. Wir mussten reagieren.»
Angst vor Machtmissbrauch
Es ist aber lange nicht alles gut, was osteuropäische Länder in der Corona-Krise unternehmen. Einige Regierungen nutzten den Notstand aus und schanzten sich Macht zu. Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban (56) hat das Parlament entmachtet und sich unbefristet Vollmachten zuteilen lassen. Und in Polen erlaubt man nur den Alten, per Brief an den Präsidentschaftswahlen teilzunehmen – die meisten von ihnen unterstützen den amtierenden Präsidenten Andrzej Duda (47).
Eine überparteiliche Gruppe von Europaparlamentariern, zu denen der liberale ehemalige belgische Premierminister Guy Verhofstadt (67) und Vertreter von Sozialdemokraten, Grünen und Linken gehören, ruft die EU-Institutionen auf, auch während der Corona-Pandemie die Demokratie zu schützen. Sie nennen die Gesetzgebung in Ungarn eines der gefährlichsten Beispiele für die Bedrohung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit.
Alles macht Osteuropa offenbar doch nicht besser.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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