«Nur schwer auszuhalten»
Mann (20) drängte Jugendliche in den Suizid

Hamburger Ermittler haben einen 20-Jährigen festgenommen, der als Mitglied einer internationalen Internetgruppe Jugendliche manipuliert haben soll. Ihm werden über 120 Straftaten vorgeworfen, darunter die Anstiftung zum Suizid eines 13-Jährigen.
Publiziert: 13:02 Uhr
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Aktualisiert: 13:24 Uhr
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Der Mann nannte sich im Netz «White Tiger». (Symbolbild)
Foto: Minerva Studio

Darum gehts

  • 20-Jähriger aus Hamburg drängte Jugendliche zu Selbstverletzungen und sexuellen Handlungen
  • Verdächtiger trieb 13-Jährigen in den Suizid während eines Live-Streams
  • Insgesamt acht Opfer im Alter zwischen 16 und 19 Jahren betroffen
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AFPAgence France Presse

Ein 20-Jähriger aus Hamburg soll psychisch labile Jugendliche über das Internet zu Selbstverletzungen und sexuellen Handlungen vor laufender Kamera gedrängt sowie in einem Fall bis in den Suizid getrieben haben. 

«Das sind Abgründe, die nur schwer auszuhalten sind», sagte Hamburgs Polizeipräsident Falk Schnabel. Die Taten zeigten ein unvorstellbares Mass an Verrohung und Unmenschlichkeit.

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Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld da:

Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben

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Wie Staatsanwaltschaft und Polizei am Mittwoch in der Hansestadt mitteilten, wurde er am Dienstag nach intensiven Ermittlungen einer eigens eingerichteten Sonderkommission festgenommen. Gegen den jungen Mann wird deshalb unter anderem wegen des Verdachts des Mordes und des versuchten Mordes ermittelt.

Gezielt Kontakt zu «besonders vulnerablen Geschädigten»

Nach Angaben der Ermittler soll es insgesamt acht Opfer im Kindes- und Jugendalter geben, die der Beschuldigte in den Jahren 2021 bis 2023 im Alter zwischen 16 und 19 Jahren emotional von sich abhängig machte und anschliessend quälte. Er soll als «relevantes Mitglied» einer auf derartige Delikte fokussierten internationalen Internetgruppe namens 764 agiert haben. Er soll sich laut den Ermittlern «White Tiger» genannt haben. 

Deren Mitglieder suchen laut Behörden über soziale Medien gezielt Kontakt zu «besonders vulnerablen Geschädigten» und treiben diese durch psychischen Druck zu extremen Taten gegen sich selbst. Der 20-Jährige soll seine Opfer zu sexuellen Handlungen und Selbstverletzungen in Livechats gedrängt haben. Hiervon soll er Aufnahmen gemacht und mit einer Veröffentlichung gedroht haben, um die Betroffenen später zu noch extremeren Handlungen zu zwingen.

«Die Taten übersteigen menschliche Vorstellungen», sagte Generalstaatsanwalt Jörg Fröhlich. Die Beamten hätten unzählige Videos mit Enthauptungen, Folterungen von Kleinkindern und getöteten Tieren gesichtet. Ein Mädchen habe sich vaginal verletzen müssen. «Wir hoffen, dass sich die Festnahme in der Szene herumsprechen wird, und es dann eine interne Abschreckung geben wird», sagte Fröhlich.

FBI löste Ermittlungen in Deutschland aus

Wie die Ermittler weiter mitteilten, soll der Verdächtige in einem Fall bis zum Suizid auf einen 13-Jährigen eingewirkt haben. Demnach nutzte er dafür eine weitere «kindliche Geschädigte». Der 13-Jährige erhängte sich den Angaben nach während eines live im Internet übertragenen Streams. In weiteren Fällen soll es demnach ausserdem zu Suizidversuchen gekommen sein. Insgesamt werden dem Beschuldigten mehr als 120 Straftaten zur Last gelegt.

Nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft erfolgte die Verhaftung des 20-Jährigen an seiner Wohnadresse in Hamburg. Der Zugriff, an dem unter anderem auch Spezialkräfte beteiligt waren, bildete demnach den Abschluss eines «mit internationalen Bezügen geführten» Verfahrens. Weitere Details zu den Hintergründen teilten die Ermittler in der Hansestadt nicht mit.

Medienberichten zufolge soll die US-Bundespolizei FBI die Ermittlungen gegen den Mann durch einen Hinweis an die deutschen Behörden ausgelöst haben. Der in den Suizid getriebene 13-Jährige lebte demnach in den USA. Ein weiteres Opfer soll ein Mädchen aus Kanada gewesen sein. Ermittler in Hamburg bildeten daraufhin eine Sonderkommission mit dem Namen Mantacore.

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