Der Amoklauf in Hamburg sorgt auch Tage danach noch für Entsetzen. Am Donnerstagabend hatte der der mutmassliche Täter Philipp F.* (†35) an einer Zusammenkunft der Zeugen Jehovas sieben Menschen erschossen und acht Personen schwer verletzt. Anschliessend soll er sich selber gerichtet haben.
Die Opfer versuchten noch, ihr Leben zu retten, indem sie den Notruf wählten. Über 40 solcher Anrufe sind bei der Polizei und Feuerwehr innerhalb Minuten eingegangen.
Anrufer beim Telefonieren erschossen
Die Rettungskräfte selbst erlebten ebenfalls bange Momente. Die sogenannten Calltaker waren für die unter Beschuss stehenden Zeugen Jehovas die wohl letzte Rettung.
«Die Notrufe am Donnerstagabend haben alles bis dahin Erlebte in den Schatten gestellt», sagt ein Mitarbeiter der Einsatzzentrale der Hamburger Feuerwehr gegenüber der «Hamburger Morgenpost».
Der Mann erinnert sich noch gut an die Notrufe, die während des Amoklaufs bei ihm eingingen. «Einer war dramatischer als der andere.» Oft sei während der Telefonate die Verbindung abgebrochen oder die Person am Hörer habe plötzlich nicht mehr geantwortet. Vermutlich wurden einige Anrufer erschossen, noch während sie am Telefon um Hilfe flehten.
«Möchte ich kein zweites Mal erleben»
Seinen Kollegen in der Einsatzzentrale sei es genau gleich gegangen wie ihm. «Hallo, hören Sie mich noch?», musste einer mehrmals ins Telefon rufen, weil am anderen Ende niemand mehr zu hören war.
Der Calltaker habe dabei die Panik in den Augen seines Kollegen klar erkennen können. «Schüsse, viele Schüsse, da ballert jemand rum», brachte dieser gerade noch so heraus.
Der Schock sitzt auch drei Tage nach dem aufwühlenden Einsatz tief. Der Notruf-Mitarbeiter und seine Kollegen befinden sich nun in seelsorgerischer Betreuung. Er hofft, dass er nie wieder einen solchen Einsatz wie am Donnerstag wird absolvieren müssen. «So etwas möchte ich kein zweites Mal erleben.» (ced)
* Name bekannt