Der Konflikt zwischen den USA und Russland spitzt sich weiter zu. Immer wieder spricht Putin von einem «Stellvertreterkrieg» der USA in der Ukraine. In einem Artikel der Militärzeitschrift «Wojennaja Misl» (auf Deutsch «Kriegsgedanke»), die vom russischen Verteidigungsministerium herausgegeben wird, sprechen Autoren bereits von einer neuen Spezialoperation. Russland müsse auf den «amerikanischen Aggressor» reagieren – selbst wenn das den Einsatz von Atomwaffen bedeute.
«Atomwaffen sind das wichtigste und billigste Mittel, um die Parteien von einer destabilisierten Beziehung und der Entfesselung von Feindseligkeiten abzuhalten», beginnt Generalleutnant Igor Fazletdinow seinen Artikel. «Die USA verlieren allmählich ihre Führungsrolle in der Welt», behauptet er.
Der Generalleutnant stellt die Russische Föderation als Sündenbock der Amerikaner dar. «Ihr politisch-militärischer Kurs gegenüber Russland wird immer aggressiver», so Fazletdinow. Die USA wollen deshalb das Nuklearpotenzial Russlands zerstören und seien eine Bedrohung. Er behauptet in seinem zehn Seiten langen Artikel, dass die Nato und Amerika bereit seien, Russland mit Atomwaffen anzugreifen und einen Regimewechsel in Russland anstreben.
Spezialoperation gegen USA
Die Schlussfolgerung des Generalleutnants: Russland müsse eine Spezialoperation starten, um den USA so zu schaden, dass sie keine nukleare Bedrohung mehr sein können. Russland müsse sein «nukleares Potenzial» nutzen, um den Westen und vor allem die USA zu schwächen.
Dafür entwickle Russland nun eine neue Militärstrategie, um sich im Ernstfall gegen die USA zu wappnen. Viele Propagandisten unterstützen dieses Narrativ. «Die fortgesetzten Waffenlieferungen des Westens an Kiew riskieren eine globale Katastrophe und erneuern die Gefahr eines Atomkriegs um die Ukraine», warnte der ehemalige russische Präsident Dimitri Medwedew (57) vergangene Woche auf Telegram.
Atomwaffeneinsatz von Russland ist möglich
Russlands Präsident Wladimir Putin (70) hatte zuvor verkündet, den Atomabrüstungsvertrag «New Start» auszusetzen. Das setzte den Westen in Alarmbereitschaft. Die internationale Kontrolle über Russlands Atomarsenal wird dadurch immer kleiner.
«Es ist möglich, dass Russland Atomwaffen einsetzt, um die Defizite seines Militärs auszugleichen», sagte Alexander Bollfrass (38), Militär- und Atomwaffenexperte an der ETH, im Gespräch mit Blick. Obwohl Putin immer wieder betont, keine nuklearen Waffen einzusetzen, wird der Ruf anderer Offiziere nach nuklearen Angriffen lauter, wie der Artikel zeigt.