Das türkische Gesetz zum Schutz von Kultur- und Naturgütern ist eigentlich ganz sinnvoll: Es ist ein Denkmalschutz, es verbietet jegliche Ausfuhr von Objekten, deren Alter 100 Jahre übersteigt. Würde es nicht existieren, könnten sich Sammler oder Händler ungehindert an wertvollen antiken Gütern der Türkei bereichern.
Oft tappen aber einfache Feriengäste ohne böse Hintergedanken in die Falle. Wie jetzt der Walliser Polizeikommandant Christian Varone, der «Held von Sitten». Sein Sohn steckte einen Stein bei einer archäologischen Fundstätte ein, am Flughafen steckten die türkischen Zöllner dafür den Vater ins Kittchen.
Sein Fall ähnelt verblüffend dem deutschen Urlauber Stefan G. (34), der mit seiner Familie im Jahr 2003 nach Antalya reist. Sein Sohn Philipp (9) findet ein Stein, will ihn nach Hause nehmen und dort seiner Lehrerin schenken. Die Behörden stecken Vater Stefan für vier Wochen in den Knast, in eine Zelle zusammen mit Mördern, Dieben und Drogenschmugglern.
Schweizer zu zehn Jahren Knast verurteilt
Auch der Schweizer Henri C. wird 2005 wegen eines Granits verhaftet, etwa faustgross. Er hatte ihn in einem Pinienwald gefunden und wollte ihn als Andenken mitnehmen.
Dem «Beobachter» schilderte er die türkische Hölle. Auf einer schmuddeligen Matratze schläft er vor der Gerichtsverhandlung auf der Polizeiwache. Mehrere Verhöre muss er über sich ergehen lassen, 7500 Euro kostet sein Anwalt.
Mehrere tausend Franken für Freiheit
Gegen eine Zahlung von mehreren tausend Franken dürfe er schliesslich das Land verlassen – obwohl er zu zehn Jahren Haft verurteilt wird. Bis das Geld eingetroffen ist, muss er ins Gefängnis zurück. Henri C. sagt zum «Beobachter»: «Alle fünf Minuten ertönt ein extrem schriller und lauter Pfiff. Ich weiss nicht, warum sie das tun.» Erst am nächsten Tag darf er das Land verlassen.
Christian Varone hat offenbar Glück. Er soll aus der U-Haft entlassen werden. Aber bis gestern Dienstag Abend war der Walliser Polizeichef aber noch nicht auf freiem Fuss.
Varone soll am 1. August heimkehren
Am Mittwochmorgen hat sich der Walliser Polizeikommandant gemäss seinem Bruder Patrick Varone für weitere administrative Belange nochmals auf dem Polizeikommissariat einfinden müssen. Vorgesehen ist, dass Varone mit seinem Bruder und seiner Ehefrau, die ebenfalls in der Türkei ist, noch am Mittwoch zurück in die Schweiz fliegt.
Unklar ist, ob Christian Varone am Abend seine Rede zum 1. August halten kann und will. FDP-Mitglied Varone, der für einen Sitz in der Walliser Regierung kandidieren will, sollte an der Bundesfeier seiner Wohngemeinde Savièse auftreten. Die Familie werde auf jeden Fall Priorität haben, sagte sein Bruder. (num/zum)