«Der Prophet Mohammed – Sallallahu alayhi wa-sallam (Gott segne ihn und schenke ihm Heil) – sagte: Die Gläubigen in ihrer auf Gegenseitigkeit beruhenden Güte, Barmherzigkeit und ihrem Mitgefühl bilden einen einzigen Körper. Wenn ein beliebiger Teil des Körpers leidet, fühlt der ganze Körper den Schmerz.»
«Wir sind eins!»
Genau eine Woche nach dem schrecklichen Terroranschlag auf zwei Moscheen in Christchurch, bei dem 50 Menschen von einem rechtsextremen Terroristen getötet wurden, zitierte nicht ein Imam diese Worte des Propheten, sondern Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern (38). Um hinzuzufügen: «Neuseeland trauert mit Ihnen. Wir sind eins!»
In kürzester Zeit ist Ardern etwas gelungen, was den meisten Politikern verwehrt bleibt: Sie eint ihr Land und seine Bürger. Auf Ankündigungen lässt sie Taten folgen. Nur fünf Tage nach dem Anschlag sind halbautomatische Waffen und Sturmgewehre ab sofort verboten. Der Staat will zudem umgerechnet 135 Millionen Franken investieren, um ihren jetzigen Besitzern solche Tötungswerkzeuge abzukaufen.
Fokus auf Opfer, nicht Täter
Als Donald Trump sie nach dem Anschlag anruft, um sein Beileid auszusprechen, hat sie nur einen Wunsch: «Mitgefühl und Liebe für alle muslimischen Gemeinden.» Mit solchen Gesten und ihrer konsequenten «Sie sind wir!»-Haltung lässt Ardern Hass und Vergeltung keinen Raum. Muslime weltweit bedanken sich bei ihr für die Art, wie Neuseeland mit dem Terror umgeht. Voller Bewunderung für Ardern schreiben viele Muslime in den Sozialen Netzwerken, dass sie ihre Töchter gerne Jacinda nennen wollen.
In der Nähe der beiden Moscheen, in denen das Massaker stattgefunden hat, versammelten sich am Freitag viele Trauernde. Als Zeichen ihrer Solidarität mit den getöteten Muslimen entschieden sich viele Neuseeländerinnen sogar, an diesem Tag ein Kopftuch zu tragen. Sie wollen damit Einigkeit signalisieren und sich an diesem Tag der Trauer auch äusserlich nicht von den Opfern unterscheiden.
Die Aktion mag umstritten sein – doch eines haben die Neuseeländer klargestellt: In ihrem Land soll der Fokus auf die Opfer gelegt werden, nicht auf die Täter.
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