Nürnberg hat ein neues Christkind. Die Gymnasiastin Benigna Munsi singt im Kirchenchor, ministriert und schauspielert. Mit ihrem Engagement und ihrer Persönlichkeit setzte sich die 17-Jährige gegen zahlreiche Mitbewerberinnen durch. Fotos zeigen, wie die Schülerin glücklich strahlend in die Luft springt.
Zwei Jahre lang darf sie nun die Stadt Nürnberg repräsentieren. Ihre wichtigste Aufgabe: Den weltbekannten Christkindlesmarkt von der Empore der Nürnberger Frauenkirche aus zu eröffnen.
Schülerin Munsi ignoriert Internetkommentare
Doch die Wahl passte nicht jedem. Ein Kreisverband der AfD hetzte gegen die engagierte Schülerin – weil ihr Vater aus Indien stammt. Den rassistischen Angriff nahm das neue Nürnberger Christkind gelassen. «An sich geht es mir gut», sagte sie bei einer extra anberaumten Pressekonferenz am Sonntag in ihrer Heimatstadt. Von ihren Freunden erhalte sie viele liebe Nachrichten. Was in den sozialen Medien sonst noch so geschrieben werde, versuche sie zu ignorieren. «Ich habe das nicht für so relevant gehalten.»
Die Stadt stärkt Munsi den Rücken. «Man könnte heulen über so viel Menschenfeindlichkeit», sagte der lokale SPD-Politiker Ulrich Maly laut «Spiegel Online». «Das Nürnberger Christkind ist das Nürnberger Christkind. Und das ist weder eine Staatsangehörigkeitsfrage noch eine ethnische Frage.»
Schülerin beeindruckte mit Offenheit und Engagement
Für die Wahl hat Munsi eine 15-köpfige Jury von sich überzeugt. «Ihre frische, herzliche, empathische und unbekümmerte Art, ihre Ehrlichkeit und Offenheit hat die Jury beeindruckt», sagte der städtische Pressesprecher.
«Es ist unbeschreiblich. Ich bin megaglücklich. Alle Kandidatinnen waren gut. Es hätte jede werden können», sagte Munsi nach ihrer Wahl Ende Oktober. Die gebürtige Nürnbergerin hat einen indischen Vater, die Mutter ist Deutsche. Neben Deutsch und Englisch spricht sie auch Portugiesisch und Spanisch.
Rassistischer Post ging nach hinten los
Ein Kreisverband der AfD hetzte gegen die Wahl – im dunklen Teint der Schülerin vermuten manche Rechtspopulisten wohl den drohenden Untergang des Abendlandes.
Auf Facebook setzte der AfD-Kreisverband München-Land am Donnerstag einen hässlichen Post ab. «Eines Tages wird es uns wie den Indianern gehen», hiess es in Anspielung auf die amerikanische Geschichte und dem Schicksal der indigenen Völker über einem Foto der 17-Jährigen.
Der rassistische Kommentar ging nach hinten los. Empörte Nutzer nahmen das frischgekürte Christkind in Schutz. Nachdem sich die Kommentarspalte mit Solidaritätsbekundungen füllte, löschte der Kreisverband nach mehreren Stunden den Post – zunächst kommentarlos.
AfD musste sich bei 17-Jähriger entschuldigen
Später ruderte der Verband zurück. In einem neuen Post gratulierte die Partei der Schülerin: «Herzlichen Glückwunsch vom Kreisverband AfD München-Land an das neue Nürnberger Christkind Benigna Munsi!» Den früheren Post rechtfertigte der Verband als Fehler eines einzelnen «Redakteurs», der sich «aus der Gewohnheit heraus das Christkind anders vorgestellt hatte». Der Post entspräche nicht den «Werten der AfD» und sei darum «sofort entfernt worden».
Auf Anfrage der dpa entschuldigte sich auch Christina Specht, Vorsitzende des Kreisverbands. «Solche Inhalte teile ich definitiv nicht. Ich möchte mich im Namen des Kreisverbands bei Frau Munsi entschuldigen. Wir finden, dass sie ein sehr gutes Christkind für Nürnberg sein wird.»
Im Kreisverband seien auch Iraner und Chinesen Mitglied. Als Konsequenz aus dem Posting gelte nun im Kreisverband bei Kommentaren in sozialen Netzwerken im Internet ab sofort das Vier-Augen-Prinzip. (kin)