Negativ-Rekord
Trump unbeliebtester Politiker der letzten 30 Jahre

Selten wurde ein Politiker so schlecht beurteilt wie Donald Trump. Das schadet und nützt ihm: Er erhält mit der Kritik unendlich viel kostenlose Sendezeit.
Publiziert: 03.04.2016 um 06:29 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 14:45 Uhr
Attila Albert

Das muss man auch erst einmal schaffen: Der New Yorker Immobilien-Milliardär Donald Trump (69), seit acht Monaten im Wahlkampf um die US-Präsidentschaft, ist nach aktuellen Umfragen der unbeliebteste Politiker der letzten 30 Jahre. 

Je nach Umfrage bewerteten ihn 65 Prozent (Gallup) bis 68 Prozent (Bloomberg) der Befragten negativ. Besonders ungewöhnlich: Seine schlechten Bewertungen stiegen - obwohl Wahlkampf eigentlich das gegenteilige Ziel hat.

Für Meinungsforscher ist es schwierig, ähnlich unbeliebte Politiker in der amerikanischen Geschichte zu finden. Präsident Lyndon B. Johnson lag selbst auf der Höhe des verhassten Vietnamkrieges nur bei 38 Prozent Unbeliebtheitsquote.

Donald Trump beim Wahlkampf in Wisconsin. Dort ist am Dienstag die nächste Vorwahl (Kandidatenwahl) seiner Partei.
Foto: AP

George W. Bush wurde nach Ende seiner ersten Amtszeit, überschattet von den Terrorattacken auf das World Trade Center und den folgenden Irakkriegen, von 60 Prozent negativ bewertet - und nicht wiedergewählt.

Allerdings ist die Lage bei Donald Trump etwas komplexer: Seine extremen Äusserungen haben ihn besonders unbeliebt, aber gleichzeitig zum bisher meistgewählten Kandidaten seiner Partei (Republikaner) gemacht. Von 16 Gegenkandidaten, die seine Partei hatte, sind inzwischen nur noch zwei übrig, und nur einer davon mit einer - nicht sehr hohen - Siegeschance.

Trumps Beleidigung von Frauen, sein Wahlkampf gegen illegale Einwanderer, seine nächtlichen Tiraden auf Twitter oder, in den letzten Tagen, seine Äusserungen zur Abtreibung schaden und nützen ihm gleichzeitig. Politiker und Medien bekämpfen ihn geradezu, einfachen Wählern gilt seine Sprache dagegen oft als ehrlich, kompromisslos und konsequent.

Die «New York Times» errechnete kürzlich, dass Trump bis Februar nur zehn Mio. Dollar für Fernsehwerbung ausgegeben hatte - und gleichzeitig kostenlose Sendezeit im Wert von 1,9 Mrd. Dollar bekam, weil man über ihn diskutiert. 

Zum Vergleich: Sein direkter Konkurrent Ted Cruz (45) gab 22 Mio. Dollar aus und erhielt nur 313 Mio. Dollar kostenlose Sendezeit. Er polarisiert weniger - und liegt gleichzeitig in den Vorwahlen weit hinter Trump zurück.

Der bisher unbeliebteste US-Politiker war übrigens Richard Nixon. Nach dem Watergate-Skandal 1975, einem selten vorher dagewesenen Machtmissbrauch durch einen Präsidenten, bewerteten ihn 70 Prozent negativ. Trumps Strategie ist kurzfristiger: Er will mit Brachialgewalt die Kandidatur seiner Partei gewinnen - und dann im Wahlkampf gegen Hillary Clinton (68) «präsidialer» auftreten. Ganz freundlich, das kündigte er allerdings schon an, werde es auch dann nicht.

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