Russland rüstet auf. 13 U-Boote sind nach Angaben der Nato allein in den vergangenen drei Jahren an Moskau geliefert worden. Damit befänden sich die russischen U-Boot-Aktivitäten «auf dem höchsten Niveau seit dem Kalten Krieg, sagt Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in einem Gespräch mit Journalisten der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung», der «Financial Times» sowie der «Washington Post».
Dem westlichen Verteidigungsbündnis bereitet die Aufrüstung unter Wasser grosse Sorgen. Insbesondere, weil die russischen U-Boote nicht einfach irgendwo in den Weltmeeren dümpeln – sondern der Nato zufolge immer häufiger in der Nähe wichtiger Datenkabel im Nordatlantik. Sie verbinden Europa mit den USA und stellen den Internetverkehr sowie andere Kommunikationswege sicher. Doch nicht nur Daten, sondern auch eine ganze Menge Geld fliesst zwischen den Kontinenten: Laut der Nato hängen an den Unterseekabeln Finanztransaktionen in der Höhe von mehreren Billionen Dollar täglich.
«Russland hat klar ein Interesse an der Nato und der Unterwasser-Infrastruktur deren Mitgliedsstaaten», sagt Andrew Lennon, Befehlshaber der U-Boot-Flotte der Nato, zur «Washington Post». Würde es Russland gelingen, die Verbindungen zu kappen, hätte dies nebst immensen Folgen für die globale Wirtschaft auch gravierende Konsequenzen für die internationale Sicherheit. So könnte Moskau versuchen, die Kabel anzuzapfen und dadurch wertvolle Einblicke in den internationalen Internetverkehr erhalten.
Nato plant neuen Kommandoposten
Nach Angaben der «Washington Post» ist die Nato mittlerweile so nervös, dass sie zur Sicherung des Nordatlantiks die Wiedereröffnung eines nach dem Kalten Krieg geschlossenen Kommandopostens plane. Stoltenberg sprach der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» zufolge von Plänen für ein neues Kommando für den Atlantik und für Logistik in Europa, die den effizienten Nachschub von Personal und Material bei einem eskalierenden Konflikt mit Russland sicherstellen sollen.
Nato-Verbündete arbeiten laut «Washington Post» auch mit verstärktem Tempo daran, ihre Anti-U-Boot-Kampfkapazitäten zu verbessern. Zudem hätten die Aktivitäten den Westen zur Wiederbelebung ihrer Fähigkeiten zur U-Boot-Jagd gezwungen. Das habe man zwar auch nach dem Kalten Krieg immer wieder geübt, aber in den vergangenen Monaten sei es notwendig geworden, diese Aufspür-Fähigkeiten zu praktizieren. (lha/SDA)