Nato im Dauerstress
400 russische Militär-Flugis abgefangen

Brüssel – NATO-Kampfflugzeuge haben im vergangenen Jahr mehr als 400 russische Militärmaschinen abgefangen, die sich dem Luftraum der Allianz genähert haben. Dies waren vier Mal so viel Flugzeuge wie im Jahr 2013.
Publiziert: 30.01.2015 um 11:32 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 11:02 Uhr

Im Bereich der Luftraumüberwachung über den baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen habe es 150 derartige Vorfälle gegeben, sagte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Freitag bei der Vorstellung des Jahresberichts der Allianz in Brüssel.

«2014 war ein schwarzes Jahr für die europäische Sicherheit», schrieb Stoltenberg im Vorwort des Jahresberichts. Im Osten habe Russland militärische Gewalt eingesetzt, «um die Krim zu annektieren, die Ostukraine zu destabilisieren und seine Nachbarn einzuschüchtern.»

Wegen dieser Bedrohung unterhalte die NATO nun «eine fortdauernde Präsenz im östlichen Teil unserer Allianz», sagte Stoltenberg vor den Medien. Die NATO-Verteidigungsminister würden bei ihrem Treffen in der kommenden Woche «die Grösse und die Zusammensetzung» der neuen schnellen Eingreiftruppe der NATO festlegen.

Diese NATO-«Speerspitze» soll Russland vor dem Hintergrund des Ukraine-Konflikts demonstrieren, dass die Allianz ihre osteuropäischen Mitglieder nicht im Stich lassen wird. Die Truppe soll binnen zwei bis sieben Tagen an einen Einsatzort verlegt werden können. Bisher sind die NATO-Reaktionskräfte innerhalb von höchstens 30 Tagen weltweit einsatzbereit.

Damit die neue Speerspitze im Einsatzfall schnell in Osteuropa stationiert werden kann, sollen dort sechs ständige Stützpunkte eingerichtet werden. Sie sollen zu normalen Zeiten mit Rücksicht auf Vorbehalte Russlands nur mit wenigen NATO-Soldaten besetzt sein. Voraussichtlich werden in ihnen aber dauerhaft Waffen, Treibstoff und sonstiges Material gelagert.

Am Donnerstag hatte die britische Regierung nach dem Flug von zwei russischen Bombern über den Ärmelkanal den russischen Botschafter einbestellt. Die Langstreckenbomber vom Typ Tupolew hätten eine Umleitung von Passagierflugzeugen nötig gemacht, teilte das Aussenministerium mit.

Zwei britische Eurofighter seien bei dem Zwischenfall am Mittwoch aufgestiegen. Die Bomber TU-95 hätten dabei nicht den britischen Luftraum verletzt. Trotzdem werde der Vorfall als «bedeutende Eskalation» gesehen, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters aus britischen Regierungskreisen. Bislang habe sich die russische Luftwaffe meist auf Flüge in der Nähe von Schottland beschränkt. (sda)

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