Sie wollen nach Berlin – aber haben es bis jetzt noch nicht einmal nach Warschau geschafft: Die polnischen Behörden haben dem russischen Rockerclub «Nachtwölfe» die Einreise nach Polen verweigert. Das teilten die der russischen Regierung nahestehenden Biker heute online mit.
Die Gruppe habe nicht die formellen Kriterien zur Einreise erfüllt, meldete die polnische Agentur PAP. Zuvor seien die rund 20 Motorradfahrer von den polnischen Beamten am Grenzübergang Terespol stundenlang gefilzt worden, beklagte der Anführer des Trosses, Andrej Bobrowski.
Sie sind seit Samstag unterwegs
Dutzende Mitglieder des ultranationalistischen Motorradclubs waren am Samstag in Moskau zu ihrem umstrittenen Weltkriegs-Korso aufgebrochen. «Nach Berlin!», riefen die Biker in Anlehnung an den Schlachtruf der Roten Armee.
Unter ohrenbetäubendem Getöse starteten sie zu ihrer Tour durch Mitteleuropa. Bei ihrer Abfahrt in der russischen Hauptstadt schwenkten sie rote Fahnen mit Stalin-Porträts und dem Rote-Armee-Slogan «Für das Vaterland! Für Stalin!»
«Wenn sie uns nicht alle zusammen einreisen lassen, dann kommen wir eben einer nach dem anderen von unterschiedlichen Orten aus», kündigte Clubgründer Alexander Saldostanow an.
«Wir haben keine Angst vor dem Empfang, den man uns in Berlin bereiten wird», sagte Rocker Alexej Wereschtschjagin aus dem ostukrainischen Luhansk, wo er an der Seite der prorussischen Rebellen gegen die ukrainischen Regierungstruppen kämpft. «Auch unsere Grosseltern hatten keine Angst.»
Sie wollen am 9. Mai in Berlin sein
Die «Nachtwölfe» wollen aus Anlass des Sieges über Hitler-Deutschland vor 70 Jahren den 6000 Kilometer langen Weg der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg von Moskau quer durch Ost- und Mitteleuropa nachfahren. Am 9. Mai, dem Tag der Kapitulation Nazi-Deutschlands, soll die Tour in Berlin enden.
Unterwegs wollen die Biker auch das von der Roten Armee befreite NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau besuchen. Nach Veranstalterangaben geht es darum, «diejenigen zu ehren, die beim Kampf gegen den Faschismus gefallen sind».
Auch Deutschland will sie nicht
Deutschland verweigert «führenden Mitgliedern» der «Nachtwölfe» die Einreise. «Wir glauben nicht, dass das dem Ziel dient, einen Beitrag zur Stärkung der deutsch-russischen Beziehungen zu leisten», hiess es in einer Erklärung von Auswärtigem Amt und Bundesinnenministerium.
Der Jahrestag müsse «in Würde» begangen und dürfe nicht «instrumentalisiert» werden. Die deutsche Regierung verwies überdies auf mögliche «Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung».
Die Biker waren bereits kurz nach der Annexion durch Russland auf der Schwarzmeer-Halbinsel Krim unterwegs. Einige unterstützen zudem die prorussischen Rebellen in der Ostukraine. Die «Nachtwölfe» zeigen sich regelmässig an der Seite von Russlands Präsident Wladimir Putin, der diese als «Freunde» bezeichnet. (eg/SDA)