Sein Plan ging auf: Bei den Wahlen vom Sonntag bescherten die Griechen der Syriza-Partei von Alexis Tsipras (41) wieder eine Mehrheit im Parlament. Keine absolute zwar, aber mit 35,5 Prozent der Stimmen sind der Partei 145 von 300 Sitzen sicher. Diese Hürden hat der wiedergewählte Regierungschef nun zu bewältigen:
Regierungsbildung:
Für das absolute Mehr fehlen der Syriza sechs Sitze. Deshalb braucht die Partei einen Koalitionspartner. Tsipras verständigte sich schon am Wahlabend mit dem Vorsitzenden der rechtspopulistischen Partei Unabhängige Griechen (Anel), Panos Kammenos (50), auf eine Zusammenarbeit. Eine Links-Rechts-Koalition der beiden Parteien hatte das Land bereits nach den Wahlen vom Januar für ein halbes Jahr regiert.
Umsetzung von Reformen:
Als Tsipras im Januar sein Amt antrat, versprach er, den von Griechenlands Kreditgebern aufgezwungenen Sparkurs zu verlassen. Dies konnte er angesichts der drohenden Staatspleite nicht einhalten. Tsipras unterschrieb ein drittes Reform- und Sparprogramm und sicherte seinem Land ein weiteres Hilfspaket in Höhe von 86 Milliarden Euro. Weil die Vereinbarungen mit den Geldgebern bereits unter Dach und Fach sind, kann sich Tsipras jetzt auf die Innenpolitik konzentrieren. Ein erster Tag der Wahrheit steht im Oktober an: Wenn die Kontrolleure der Europäischen Zentralbank, des Internationalen Währungsfonds und der EU überprüfen, ob die griechische Regierung die Reformen umsetzt. Tsipras bereitet sein Volk jedenfalls auf schwierige Zeiten vor. Um aus der Krise zu kommen gebe es «keine magischen Lösungen». «Wir werden aber die sozial Schwachen schützen», sagte er.
Verhandlungen über einen Schuldenerlass:
Die anderen EU-Länder lehnen einen Schuldenerlass ab. Doch Tsipras will dafür kämpfen: «Wir führen die Verhandlungen mit den Geldgebern fort, wobei die Schuldenfrage die erste und wichtigste Schlacht sein wird.»
Flüchtlingsandrang, Arbeitslosigkeit:
Neben der drohenden Staatspleite hat Tsipras noch ganz andere Herkulesaufgaben zu lösen. Als Land an der EU-Aussengrenze ist Griechenland von der Flüchtlingswelle besonders stark betroffen: Pro Tag landen Hunderte Menschen aus Syrien und anderen Krisenländern auf den griechischen Inseln. Zudem hat das Land mit einer extrem hohen Arbeitslosigkeit zu kämpfen: Jeder vierte Grieche hat keinen Job.