Die Nachricht schockte Amerika: Nach zehn Jahren in der Gewalt eines Entführers ist eine Frau in den USA lebend gefunden worden. Die heute 25-Jährige war nach eigener Aussage 2004 als Teenager im kalifornischen Santa Ana vom damaligen Freund ihrer Mutter verschleppt worden.
Am Dienstag alarmierte sie die Behörden, ihr mutmasslicher Kidnapper und Vergewaltiger wurde festgenommen. Den Ermittlungen zufolge wurde sie 2004 vom damaligen Freund ihrer Mutter, dem heute 41-jährigen Isidro Garcia, nach einem Streit unter Drogen gesetzt und entführt. 2007 zwang der Mann sein Opfer zur Hochzeit, 2012 bekam die Frau ein Kind von ihm.
«Ich wundere mich, dass sie solange wartete»
Diesen Vorwürfen widerspricht der Anwalt des Beschuldigten, Charles Frisco, am Donnerstag vehement. Die heute 25-jährige Frau habe alles erfunden, weil die Beziehung zu ihrem Mann in die Brüche gegangen sei. Sein Mandant habe die Frau nie daran gehindert, ihn zu verlassen. «Sie werden als glückliches Paar beschrieben. Viele Leute haben mir erzählt, dass er sie wie eine Königin behandelt hat», meinte der Verteidiger. Der 41-jährige mutmassliche Täter wurde am Donnerstag formell befragt.
«Obwohl die Frau die Möglichkeit zur Flucht hatte, sah sie nach Jahren des körperlichen und mentalen Missbrauchs keinen Weg aus der Situation», so die Polizei. «Ich wundere mich, dass sie solange wartete, bis sie was tat», wundert sich eine Nachbarin. Die beiden wurden nach ihren Aussagen oft zusammen in der Nachbarschaft gesehen, veranstalteten Feste und besuchten regelmässig die Kirche.
«Ich wollte nur die Liebe meiner Familie»
Die Frau hat in der Zwischenzeit dem TV-Sender «Abc» ein Interview gegeben. «Ich bin so glücklich, dass ich wieder bei meiner Familie bin. Das war alles, was ich die ganze Zeit wollte», erzählt sie der Reporterin.
Sie sagt, alle Nachbarn hätten immer geglaubt, er wäre ein wunderbarer Ehemann. «Er hat sehr viel gearbeitet und hat mir immer Geschenke gemacht. Aber das wollte ich gar nicht. Ich wollte nur die Liebe von meiner Familie, keine Geschenke.» Sie habe keinen Mut gehabt, die Nachbarn um Hilfe zu bitten.
Der Fall weckt Erinnerungen an ein ähnliches Drama in Cleveland. Dort waren im Mai vergangenen Jahres drei Frauen aus der Gewalt eines Mannes befreit worden, der sie rund ein Jahrzehnt lang in seinem Haus eingesperrt, misshandelt und vergewaltigt hatte. Eines der Opfer konnte schliesslich fliehen und die Polizei alarmieren. (SDA/rgj)