Österreich wird für ein paar Tage ohne Regierung sein. Provisorisch übernimmt der am Dienstag ebenfalls abgesetzte Vizekanzler und Finanzminister Hartwig Löger (53) von der ÖVP das Ruder.
Im Herbst sollen Neuwahlen stattfinden. Bis dahin führt eine Übergangsregierung unter Löger die Geschäfte. Van der Bellen hofft, dass die Interimsregierung am Freitag steht. Löger gilt als Finanzexperte, ist zweifacher Vater und mittlerweile auch Grossvater. Sein Vater war Heizer bei der Bahn.
«Das ist eine Art Provisorium, bis wir in wenigen Tagen eine Lösung gefunden haben», sagte das Staatsoberhaupt am Montagabend. Er «hoffe, dass es nicht länger als eine Woche dauert», zitierten österreichische Medien das Staatsoberhaupt nach Gesprächen mit Parteiführern.
Kurz hat «keine Lust mehr»
Der abgesetzte Kurz habe demnach bereits in den Wahlkampfmodus geschaltet. Als Altkanzler steht er der provisorischen Regierung nicht zur Verfügung. Er habe «keine Lust mehr», meldeten die «Salzburger Nachrichten». Heute habe das Parlament entschieden. Im September, wenn der Nationalrat neu gewählt wird, entscheide aber das Volk. «Und darauf freue ich mich!», sagte Kurz am Montagabend vor Anhängern seiner Partei.
Während nach der Europawahl schon am Dienstag in Brüssel über die neuen EU-Spitzenposten beraten wird, spielt Kurz dabei keine Rolle mehr. Ösi-Gesprächsführer ist Löger, der die «volle Handlungsfähigkeit der Republik sicherzustellen» habe, so Van der Bellen.
Der Präsident pries dabei die «Eleganz, ja Schönheit» der Verfassung, wegen der die Republik jetzt ja nicht am Abgrund stehe. «Alsdann, liebe Österreicherinnen und Österreicher», schloss der Bundespräsident vor versammelten Journalisten: «Das ist keine alltägliche Situation, aber im Grunde genommen etwas ganz Normales.» (kes)