Nach Qualm-Drama im Flug Pristina-Zürich
Darum sind Akkus an Bord brandgefährlich

Wegen eines brennenden Handy-Akkus musste gestern ein Flugzeug der Airline Germania auf dem Weg von Pristina nach Zürich umkehren. Experten erklären die Gefahr, die von Akkus ausgeht.
Publiziert: 16.06.2017 um 19:42 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 21:29 Uhr
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Am 14. Juni 2017 brennt plötzlich ein Handy-Akku auf einem Germania-Flug von Pristina nach Zürich. Der Flieger kehrt nach Pristina zurück. Die Passagiere sind wohlauf; der Brand konnte schnell gelöscht werden.
Foto: zvg
Johannes Hillig

Kurz nach dem Start begann es an Bord eines Germania-Fluges von Pristina nach Zürich zu qualmen. Der Grund: ein separat mitgeführter iPhone-Akku, wie ein BLICK-Leserreporter berichtete. Kurz darauf war der Passagierraum von einer dicken Rauchwolke eingenebelt. An Bord brach Panik aus, die Maschine musste zurück nach Pristina fliegen (BLICK berichtete).

Handy brennt im Flugzeug
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Auf Flug von Pristina nach Zürich:Handy brennt im Flugzeug

Ein Extremfall

Dass sich ein Akku dermassen erhitzt und zu qualmen beginnt, ist der Extremfall. Das erklärt das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) auf Anfrage. «Darum dürfen auch keine herausgenommenen Akkus im Gepäckraum verstaut werden», sagt Urs Holderegger vom Bazl. Wenn dann was passiert, könne niemand mehr etwas tun. Akku-Geräte dürfen deshalb nur im Handgepäck mitgeführt werden.

Urs Holderegger leitet die Kommunikation des Bazl. Er kennt das Problem der Akkus auf Flügen.
Foto: BAZL

Auch die Swiss kennt brenzlige Situationen. «In den vergangenen Jahren hatten wir vereinzelte Fälle von rauchentwickelnden Geräten», sagt Stefan Vasic von der Swiss zu BLICK. Zwischenlanden oder umkehren mussten die Maschinen aber nicht. Auch dank des gut ausgebildeten Personals. «Darüber hinaus sind alle unsere Flugzeuge mit einer umfangreichen Rauch- und Brandbekämpfungsausrüstung ausgestattet», betont Vasic.

Stefan Vasic weiss von dem Akku-Problem. Das Flugpersonal ist auf Vorfälle bestens vorbereitet, sagt er.
Foto: Swiss

Zwei Gründe für Akku-Pannen

Wie aber kann es dazu kommen, dass ein Akku zu qualmen beginnt? «Entweder es handelt sich um einen internen Defekt oder um externe Einwirkung», erklärt Marcel Held von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt. «Der interne Defekt ist sehr selten. Hierbei kommt es zu einem Kurzschluss im Akku, der sich daraufhin immer mehr aufheizt», sagt Held. Viel häufiger seien externe Einwirkungen.

Der Experte rät deshalb, den Akku immer sorgsam zu behandeln. Denn jeder Knacks, jede Delle könne sich rächen, auch Monate später noch. Wer seinen Akku zu lange in der Sonne liegen oder ständig fallen lasse, begebe sich in Gefahr. Held betont aber auch: «Passieren tut nicht immer etwas. Ich hab schon viele Akkus getestet. Manche brennen heftig, manche rauchen, bei anderen wiederum passiert gar nichts.»

Hersteller sparen beim Akku

Der Rauch, der dabei entsteht, kann giftig sein. «Beim Abrauchen oder einem Brand können toxische Substanzen entstehen. Die Frage ist dann nur noch, wie hoch die Konzentration ist.» Und je grösser der Akku, desto gefährlicher ist der Rauch. «Es kommt immer auf den Akku-Typ an, aber in der Regel ist die Rauchentwicklung bei einem Tablet oder Laptop grösser als bei einem kleinen Handy-Akku.» Ob der Rauch im Fall der Akku-Panne auf dem Germania-Flug giftig war, darüber ist noch nichts bekannt. «Sehr gesund ist der aber sicher nicht.»

Gemäss Held wäre es eigentlich möglich, Akkus zu produzieren, die nicht in Flammen oder Rauch aufgehen. Doch die Hersteller sparen gerne an den Kosten.

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