Nach Prügelattacke auf Schweizer
Inder sagen mit 76 Seiten ausgedruckten Tweets Sorry

76 Seiten ausgedruckte Tweets: Damit will sich die indische Polizei bei dem Schweizer Paar entschuldigen, das vergangenen Monat Opfer einer Prügelattacke geworden war.
Publiziert: 10.11.2017 um 19:50 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:11 Uhr
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Vertreter der Polizei Uttar Pradeshs präsentieren das Twitter-Buch für Marie D. und Quentin C.
Foto: Twitter/@Uppolice

Die indische Polizei lässt nichts unversucht, um nach der Prügelattacke auf zwei Schweizer Touristen das Image ihres Landes bei Ausländern wieder blitzblank zu polieren. Nachdem der indische Tourismusdirektor das Paar zur Wiedergutmachung erst in ein Fünf-Sterne-Hotel geladen hatte, hat die Polizei dem Paar jetzt gar ein Buch gewidmet.

Das Werk umfasst 76 Seiten – und besteht aus nichts anderem als ausgedruckten Tweets fürsorglicher Inder, die sich im Namen ihrer Landsmänner und -frauen für die Tat entschuldigen. Stolz präsentierte die Behörde das Buch mit dem Titel «Get Well Soon Marie and Jeremy» heute der Öffentlichkeit.

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«Entschuldigen Sie, was Ihnen passiert ist!»

Unter dem Hashtag #GWSMarieAndJeremy hatte die Polizei nach dem Angriff am 22. Oktober zu den Genesungswünschen für die Westschweizer aufgerufen. Die Inder folgten dem Aufruf in Scharen. Nicht nur via Twitter, sondern auch vereinzelt über Facebook entschuldigten sich Hunderte bei Quentin Jeremy C. (24) und Marie D. (24).

So schreibt ein Mann: «Entschuldigen Sie, was Ihnen und Ma'am Mary passiert ist. Indien ist friedlich, aber es gibt ein paar Schurken, die diese seltenen, aber grausamen Vorfälle verursachen. Sie werden bestraft. Gute Besserung! Entspannt und geniesst euren Aufenthalt.» Jemand anderes schreibt: «Als Inder beschämt es mich, was euch passiert ist. Bitte gebt uns eine weitere Chance, und gute Besserung.»

Die besten Tweets seien ausgewählt worden und hätten Eingang ins Buch gefunden, teilt die indische Polizei mit. Es wurde in einer Auflage von 300 Exemplaren gedruckt und ist nicht verkäuflich. Nebst den Prügelopfern selbst bekamen auch die Schweizer Botschaft in Neu-Delhi und der indische Aussenminister ein Exemplar.

Mit Stöcken und Steinen attackiert

Zur Attacke auf Marie D. und ihren Freund Quentin C. war es in Fatehpur Sikri gekommen, einer Stadt im Bundesstaat Uttar Pradesh. Eine Gruppe Jugendlicher hatte die Romands mit Stöcken und Steinen angegriffen, nachdem die blonde Frau es abgelehnt hatte, mit den jungen Indern ein Selfie zu machen. Quentin C. erlitt eine Verletzung am Kopf, Marie D. musste mit einem gebrochenen Arm ins Spital gebracht werden.

Die Polizei hatte daraufhin fünf mutmassliche Prügler verhaftet. Dutzende weitere Personen wurden wegen Störung des öffentlichen Friedens festgenommen, zudem wurde in Folge des Vorfalls eine Notrufnummer für Touristen eingerichtet. Alles mit dem Ziel, den Touristen im Land ein Gefühl von Sicherheit zu geben. (lha)

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