Nach heftigen Debatten über sogenannte Geisterwähler hat die türkische Wahlbehörde mehr als 90'000 Namen aus den Listen gestrichen, mit denen sich Bürger für die Kommunalwahlen im März registrieren lassen konnten.
Auf den Listen seien bislang 91'093 Wähler gefunden worden, die nicht am angegebenen Wohnort gemeldet waren, sagte der Chef der Behörde, Sadi Güven, nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu am Samstag in der Hauptstadt Ankara.
Geisterwähler können Ergebnis beeinflussen
Die Opposition hatte zuvor Vorwürfe erhoben, es gebe Tausende «Geisterwähler». Damit sind Wahlberechtigte gemeint, die in den Registern auftauchen, aber gar nicht existieren - etwa mehr als hundert Jahre alte Erstwähler.
Die grösste Oppositionspartei CHP hatte die Befürchtung geäussert, das Ausmass sei so gross, dass das Wahlergebnis durch die Unregelmässigkeiten beeinflusst werden könnte. Auch die pro-kurdische Oppositionspartei HDP beklagte Fehler in den Wahlregistern.
Güven weist Vorwürfe zurück
Güven hatte die Vorwürfe im Januar zurückgewiesen und erklärt, es gebe «weder doppelte noch falsche oder imaginäre Wähler». Namen von Verstorbenen seien inzwischen aus den Wählerlisten entfernt worden.
Nach Angaben Güvens sind bei den Kommunalwahlen am 31. März rund 57 Millionen Türken wahlberechtigt. Die landesweite Kommunalwahl ist nach den Präsidenten- und Parlamentswahlen im Juni 2018 und wirtschaftlichen Turbulenzen ein Stimmungstest für Staatschef Recep Tayyip Erdogan.
Seine islamisch-konservative AKP stellt in Ankara und Istanbul seit jeweils mehr als zehn Jahren den Bürgermeister. Eine Niederlage für die AKP dort wäre ein Gesichtsverlust für Erdogan. (SDA)