Tote Robben, Krabben, Kraken, Seesterne und Fische wurden seit Anfang Oktober an den Strand der russischen Halbinsel Kamtschatka gespült. Die Umweltorganisation Greenpeace spricht von einer ökologischen Katastrophe. Zuvor klagten Surfer über Vergiftungsbeschwerden. Ihnen schmerzten nach Aufenthalten im Wasser die Augen. Hinzu gekommen seien Halsweh, Übelkeit und Fieber.
Jetzt wird deutlich, wie gross die Katastrophe tatsächlich ist. Taucher sollen beobachtet haben, dass bis zu 95 Prozent der Tiere am Meeresboden verendet seien. Umweltschützer vermuten, dass Giftstoffe von Deponien unweit der Strände, in der Stadt Kozelsky, in den Fluss Nalytschewa gelangt sein könnten.
Natürliche Ursache unwahrscheinlich
In Kozelsky werden giftige Chemikalien unter der Erde der Halbinsel gelagert. Der 1979 eröffnete Standort hat heute keinen rechtmässigen Eigentümer mehr und wird nach Angaben von Greenpeace Russland nicht mehr gepflegt. Das Gelände sei unbewacht mit «allein nach offiziellen Angaben etwa 108 Tonnen Pestizide und giftigen Chemikalien.»
Ein mittlerweile untersuchter Wert ist besonders hoch. Der Phenol-Wert. Zu «BR24» sagt die Meeresbiologin Sandra Schöttner von Greenpeace Deutschland: «Phenol ist eine Industrie-Chemikalie, die unter anderem zur Kunststoffherstellung dient. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass derart erhöhte Phenol-Werte, wie sie im Meer vor Kamtschatka vorliegen, einen natürlichen Ursprung haben.»
Putin über Massen-Tiersterben informiert
Die russische Ermittlungsbehörde leitete ein Verfahren wegen Umweltverschmutzung ein. Der Kremlsprecher Dmitri Peskow sagt gegenüber der «ARD»: «Der Präsident wird über die Ergebnisse der Proben aus dem Ozean von der Küste Kamtschatkas informiert.»
Und weiter: «Es muss jetzt aufgeklärt werden, was dort genau passiert ist. Bis Ende der Woche erwarten wir Ergebnisse.» (euc)