Flucht im Kugelhagel Nordkoreas
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Nordkoreaner wagt das Unmögliche:Flucht im Kugelhagel Nordkoreas

Nach dramatischer Flucht aus Nordkorea
Angeschossener Soldat lästert über Kim

In seinem ersten Interview nach der dramatischen Flucht äussert sich der Nordkoreaner Oh Chong Song über Kim Jong-Un. Der Soldat ist offenbar der Sohn eines hochrangigen Generals – und bereut es nicht, sein Land verlassen zu haben.
Publiziert: 19.11.2018 um 12:25 Uhr
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Aktualisiert: 19.11.2018 um 14:49 Uhr
Angeschossener Nordkorea-Soldat landet im Spital in Südkorea
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Er raste mit einem Auto auf die Grenze zu:Angeschossener Nordkorea-Soldat landet im Spital in Südkorea

Oh Chong Song (25) schaffte es nur knapp über die Grenze. 40 Mal feuerten nordkoreanische Soldaten auf den Flüchtenden, fünf Mal trafen sie. Regelrecht durchsiebt kam der junge Überläufer in Südkorea an.

Ein Jahr nach der dramatischen Flucht kommt raus: Oh ist der Sohn eines Generalmajors der nordkoreanischen Armee. Das berichtet die japanische Zeitung «Sankei Shimbun». 

Und der Geflohene hat keine Lust, den Mund zu halten. In seinem ersten Interview spricht der nordkoreanische Ex-Soldat über die Diktatur in seinem Heimatland. Im Interview mit der japanischen Zeitung sagte Oh, die meisten Nordkoreaner seines Alters fühlten keine Loyalität gegenüber Machthaber Kim Jong Un.

Das System sei «unfähig», die Menschen zu versorgen

«Geschätzte 80 Prozent meiner Generation sind gleichgültig und haben keine Loyalität», zitiert «Sankei Shimbun» den 25-Jährigen. Fehlendes Interesse und mangelnde Verbundenheit seien normal, «weil das Erbschaftssystem als gegeben angesehen wird, unabhängig von seiner Unfähigkeit, die Menschen zu versorgen». Oh bestritt südkoreanische Medienberichte, wonach er im Norden wegen Mordes gesucht wird.

Ohs Flucht über die Grenze im Grenzort Panmunjom hatte im vergangenen November für Aufsehen gesorgt. Bilder einer Überwachungskamera zeigten, wie seine nordkoreanischen Kameraden ihn bis über die militärische Demarkationslinie verfolgten und auf ihn schossen. Drei südkoreanische Soldaten zogen den Verletzten dann schliesslich auf die südliche Seite der Grenze.

Oh trank am Fluchttag

Laut «Sankei Shimbun» hatte Oh am Tag seiner Flucht getrunken. Auf dem Weg zurück zu seinem Posten sei er durch einen Kontrollpunkt gerast und habe dann entschieden, weiterzufahren. «Ich hatte Angst, ich könnte exekutiert werden, falls ich zurückgehe, also überquerte ich die Grenze», wurde der ehemalige Soldat zitiert. Der Zeitung zufolge haben japanische Geheimdienstvertreter Ohs Identität bestätigt.

Es kommt sehr selten vor, dass nordkoreanische Soldaten in Panmunjom nach Südkorea überlaufen. Es ist der einzige Grenzabschnitt, an dem sich die Soldaten beider Länder von Angesicht zu Angesicht gegenüber stehen. Im Zuge der jüngsten Annäherungen zwischen Nord- und Südkorea sollen die Soldaten beider Seiten in Panmunjom entwaffnet werden. (SDA/kin)

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