Zu Weihnachten wollten sie ihren geliebten Sohn in die Arme schliessen. Doch Elly (66) und Mario (73) Venzin aus Egnach TG werden Thomas († 44) niemals wiedersehen. Er wurde am Freitag in Kenia ermordet (BLICK berichtete). «Thomas war so glücklich in Afrika. Er liebte das Land. Er hatte dort doch seinen Traum gelebt», sagt Mario Venzin.
In der Bar passierte der brutale Mord
Seit zwei Jahren wohnt Thomas Venzin im Ausland. Er mietet sich ein Cottage in Kenia – und geniesst das Leben in der Ferne, lässt es sich gut gehen. Bis zu diesem Freitag: Er sitzt zusammen mit seinen Bekannten Heidi Chala (59) und Amanda S. (64) aus St. Gallen in einer Bar an der Diani Beach. «Wir tranken gerade Bier. Da fuhren vier vermummte Männer mit zwei Motorrädern vor», sagt Heidi Chala. Zuerst bemerken die drei Schweizer die schwerbewaffneten Gangster gar nicht. «Wir sahen sie erst, als sie neben uns standen. Das Barpersonal war einfach abgehauen.» Thomas Venzin steht auf. Er kämpft mit den Angreifern. «Wir blieben geschockt sitzen», erinnert sich die gelernte SRK-Pflegerin. «Wir hörten einen dumpfen Knall und sahen Rauch. Ich wusste gleich, dass Thomas getroffen war.» Es fällt ein zweiter Schuss. Einer der Gangster hält Heidi Chala ein Maschinengewehr an die Brust. «Er sah mir in die Augen und überlegte, ob er mich umbringen soll.» Die beiden Frauen geben den Angreifern ihre Wertsachen und kommen so mit dem Leben davon. «Dann verschwanden die Männer.» Erst in diesem Moment wird den Schweizerinnen klar, was passiert ist. «Thomas lag auf dem Bauch. Überall war Blut. Er war tot!», sagt Chala. Nur wenige Tage später reisen die Frauen zurück in die Schweiz. «Kenia ist meine zweite Heimat, doch der Schock sitzt zu tief. Es passiert in letzter Zeit einfach zu viel», sagt sie.
In Kenia fühlte er sich endlich wieder wohl
Die Eltern von Thomas Venzin sind fassungslos. «Er war ein intelligenter und aufgestellter Mensch. Es ist furchtbar, dass ihm so etwas zustossen musste», sagt sein Vater. Thomas wuchs in Egnach auf, machte eine Lehre als Elektromechaniker. «Als sich seine Freundin von ihm trennte, ging es ihm schlecht», sagt Elly Venzin. Thomas verlor den Job, bezog schliesslich IV. «In Kenia fühlte er sich endlich wohl», sagt die Mutter. Vor zwei Wochen telefonierte sie mit ihm. Ein letztes Mal. «Er erzählte, er habe einen neuen Schatz: einen Schäferhund namens Aischa.» Den legte er sich als Schutz zu. Aber der Hund war noch viel zu jung. Nun hat die Familie nur noch einen Wunsch: «Wir versuchen, Thomas nach Hause zu holen und hier zu beerdigen.»
Laut einer kenianischen Zeitung wurden im Zusammenhang mit der Ermordung des Thurgauers zwei Verdächtige festgenommen.