Nach brutalem Mord
Argentinierinnen streiken für Lucía (†16)

Die grausame Vergewaltigung und Tötung einer 16-jährigen Schülerin hat Empörung und Proteste gegen die Macho-Gewalt in Argentinien ausgelöst.
Publiziert: 20.10.2016 um 11:29 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:51 Uhr
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Schluss mit Macho-Gewalt! Dafür gingen tausende Argentinierinnen gestern auf die Strasse.
Foto: AFP PHOTO / Eitan ABRAMOVICH
Coya Vallejo

Es passierte am 8. Oktober: Die 16-jährige Lucía Pérez aus Mar de Plata in Argentinien wollte an jenem Samstagmorgen bei Matías Farías (23), den sie am Vortag kennengelernt hatte, Marihuana kaufen. Dieser lud das Mädchen zu sich nach Hause ein, wo Juan Pablo Offidani (41) bereits wartete.

Dort angekommen, hielten die beiden Männer Lucía gegen ihren Willen fest. Sie verabreichten ihr grosse Mengen Marihuana und Kokain. Wehrlos gestellt, begann eine unmenschliche Tortur für das Mädchen: Die Männer vergewaltigten die 16-Jährige vaginal und anal auf brutalste Weise .

Nachdem die Männer fertig waren, wuschen sie Lucía, zogen ihr Kleider an und brachten sie ins Spital – sie behaupteten, dass sie wegen einer Überdosis ohnmächtig wurde, wie «Clarín» schreibt. Die Sanitäter konnten zu diesem Zeitpunkt nur noch ihren Tod feststellen.

Foto: DUKAS

Unmenschliche Brutalität

Die Ärzte bemerkten jedoch schnell, dass ein Fall von sexueller Gewalt vorlag. Eine Autopsie konnte nicht nur die Vergewaltigung durch ein männliches Glied bestätigen, sondern ergab auch, dass Lucía mit einem länglichen Objekt gequält wurde: Sie wurde mit einem stumpfen Gegenstand anal gepfählt. Sie verstarb an den Folgen der schweren Verletzungen. 

Die beiden Männer wurden am darauffolgenden Sonntag festgenommen. Zudem wurde mittlerweile ein dritter Verdächtiger, Alejandro Alberto Masiel, verhaftet, schreibt «Univisión». 

«Eine zu viel»

Lucías Fall brachte das Fass zum Überlaufen: Denn Gewalt gegen Frauen ist ein riesiges Problem in Argentinien. Im Schnitt wird alle 36 Stunden ein Frau von einem Mann getötet. Im Jahr 2015 verloren insgesamt 235 Frauen in Argentinien durch Männerhand ihr Leben. Seit Lucía erlitten mindestens drei weitere Frauen ein ähnliches Schicksal. 

Lucías Familie sowie verschiedene Organisationen verlangen nun Gerechtigkeit. Seit Tagen gibt es kleinere Proteste im ganzen Land und auf den Sozialen Medien werden entsprechende Inhalte geteilt. 

Streiks und Proteste

Gestern fand ein landesweiter Frauenstreik statt. Fünfzig verschiedene Organisationen, darunter «#NiUnaMenos», haben Frauen aufgerufen, ab 13 Uhr für eine Stunde nicht zu arbeiten – ab 17 Uhr gab es zudem zahlreiche Protestmärsche im ganzen Land.

«Wenn Ihr eine von uns anfasst, werden wir alle reagieren» und «Machismus tötet», stand auf Schildern geschrieben, die die Demonstranten in den Händen trugen. Die Organisatoren erklärten, es gehe darum, den Mord an Lucía zu verurteilen, aber auch eine Kultur, in der Frauen als weniger wertvoll angesehen würden als Männer.

Die Demonstranten blockierten mit ihrer Kundgebung mehrere Strassen. Aus den umliegenden Büros klatschten viele Menschen Beifall.

Auch in Mexico, Chile und Uruguay sind Frauen in Solidarität auf die Strasse gegangen, schreibt «Clarín». Wie bei den Protesten gegen das neue Abtreibungsgesetz in Polen, kamen die Teilnehmerinnen in schwarz gekleidet.

Lucías Familie hat jedoch nicht nur Mitgefühl und Unterstützung bekommen: Der Bruder der 16-Jährigen berichtet, dass die Familie Morddrohungen von einem bewaffneten Motorradfahrer erhalten haben, berichtet «Clarín». 

Der argentinische Präsident Mauricio Macri zeigte sich solidarisch gegenüber der Bewegung, schreibt «El País». Die Opposition um die Ex-Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner kritisiert jedoch, dass genau an diesem «Schwarzen Mittwoch» das einzige Ministerium der Staatsanwaltschaft eliminiert wurde, das für solche Frauenmorde zuständig war.

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