Nach Brotmesser-Attacke auf Freund
Diese Oxford-Studentin ist zu «talentiert» für den Knast

Am Montag erhielt Lavinia Woodward (24), die auf ihren Freund eingestochen hatte, eine Bewährungsstrafe. Der Grund für das milde Urteil: Ein Gefängnisaufenthalt würde die Karriere der «aussergewöhnlich talentierten» Medizinstudentin zerstören.
Publiziert: 26.09.2017 um 19:58 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 11:18 Uhr
Offenbar stand die Studentin während des Angriffs auf ihren Freund unter Drogeneinfluss.
Foto: Andrew Matthews

Die Oxford-Medizinstudentin Lavinia Woodward (24) attackierte ihren Freund Thomas Fairclough im Dezember 2016 mit einem Brotmesser. Grund für den Gewaltausbruch war ein Streit wegen Woodwards Drogenkonsum. Zunächst warf sie ein Konfitüreglas und einen Laptop nach ihrem damaligen Freund. Dann stach sie ihn ins Bein. 

Trotz der Bluttat liess das Gericht in Oxford (England) bei der 24-Jährigen Milde walten: Sie kommt mit einer Bewährungsstrafe davon.

Schon im Dezember wurde Woodward auf Kaution freigelassen. Sie kontaktierte daraufhin ihren Freund und verstiess damit gegen die Kautionsbedingungen. Für das Gericht war das kein Grund für eine Gefängnisstrafe. «Sie hat ihre Schuld gestanden und sich bei ihm entschuldigt», sagt Richter Ian Pringle.

Zu viel Ballast für den Knast

Ausserdem habe die Studentin keinerlei Vorstrafen. Eine Gefängnisstrafe würde ihre Karriere zerstören: «Sie ist eine aufstrebende, junge Chirurgin. Für jemanden mit ihrem Talent wäre eine Gefängnisstrafe zu heftig», so der Richter zur britischen Zeitung «Telegraph»

Woodwards Anwalt James Sturman betonte, dass sie sich in den letzten neun Monaten seit dem Angriff stark verändert habe. «Experten bestätigen, dass sie eine Persönlichkeitsstörung und Essstörungen hatte. Zudem litt sie unter ihrer Drogensucht. Nach dem Unfall hat sie aufgehört, Drogen zu konsumieren, und ist seither eine ganz andere Person», sagt Sturman.

Sozialer Status milderte Urteil

Nach dem Prozess wurden die Argumente des Richters kritisiert. John Azah, ein englischer Aktivist für Gleichberechtigung, befürchtet, dass Woodwards sozialer Status sie vor einer härteren Strafe bewahrt habe: «Wäre sie keine Oxford-Studentin und käme stattdessen aus armen Verhältnissen, hätte man sie wohl kaum freigelassen.»

Ob die Studentin aber an die Universität zurückkehren darf, ist noch unklar. «Momentan studiert Lavinia Woodward nicht hier in Oxford, sie hat sich freiwillig eine Auszeit genommen. Die Universität wird nun entscheiden, ob sie ihr Medizinstudium fortsetzen darf», sagt Professor Martyn Percy, Dekan an der Uni Oxford. (hah) 

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