Auch Grossbritannien kämpfen Ärzte und das Pflegepersonal seit Wochen wieder mit den Folgen der massiv angestiegenen Corona-Infektionszahlen. An vorderster Front engagiert sich Tracy Shanton. Die 48-Jährige ist Krankenschwester auf den Intensivstationen des Royal Stoke Universitätsspitals in den englischen Midlands.
Doch nun wurde ihr genau diese Position zum Verhängnis. Denn als Shantons zwölfjährige Tochter Emily wegen Ohnmachtsanfällen in ein Spital zur Behandlung gebracht werden sollte, wird der Teenager abgewiesen. Der Grund: Die Mutter hatte Kontakt mit Corona-Patienten und eine Behandlung der Tochter wäre ein zu grosses Risiko.
Einsatz an der Corona-Front wurde zum Risiko
Tracy Shanton und ihre Tochter Emily waren eigentlich schon zum vereinbarten Termin beim Spital vorgefahren, als ihnen die schlechten Nachrichten per Telefon übermittelt wurden. «Ich habe ihnen versucht zu erklären, dass ich stets mit der vorgeschriebenen Schutzkleidung gearbeitet und keinerlei Symptome habe», sagt Tracy Shanton zu einem lokalen Newsportal.
Genützt hat aber alles nichts. «Die Angestellten erklärten, dass sie für solche Fälle nicht die richtige Ausrüsten hätten.» Da wurde ihr klar: Der Einsatz an der Corona-Front machte Shanton selber zum Risiko und ihre Tochter zur Problem-Patientin.
Die Mutter erklärte den Spital-Mitarbeitern daraufhin, dass ihre Familie diskriminiert werde. «Mir wurde gesagt, dass wenn mein Mann unsere Tochter gebracht hätte, wäre der Termin durchgeführt worden», sagt Shanton weiter.
Schon am nächsten Tag sollte sich Shanton dann wieder um die Corona-Patienten im Land kümmern. «Das wollte ich aber nicht. Ich wollte mich nicht um andere Patienten kümmern, während meine eigene Tochter keine Behandlung bekam.»
Ärzteverband entschuldigt sich
Ein Sprecher des Arzteverbandes sagt nun zu dem Vorfall: «Wir entschuldigen uns für den an diesem Tag geleisteten Dienst und danken Tracy, dass sie uns darauf aufmerksam gemacht hat. Wir haben Änderungen vorgenommen und das Empfangsteam entsprechend beraten, damit sich dieses Szenario nicht wiederholt.»
Für Tracy Shanton und Tochter Emily gab es schliesslich doch noch ein kleines Happy End: Die Zwölfjährige konnte später diverse Tests absolvieren. Bis zur endgültigen Diagnose müssen sich der Teenager und ihre Mutter aber noch gedulden. (myi)