Die Mordwaffe im Fall Annecy sei bekannt, schreibt der «Sunday Telegraph»: Parabellum 08 System Luger, Kaliber 7.65 mm. Nach dieser Information kamen Gerüchte auf, eine solche Pistole sei im vergangenen Jahrhundert Standard in der Schweizer Armee gewesen.
Führt die Spur somit in die Eidgenossenschaft?
Das passe so nicht zusammen, erklärt Werner Kessler, Büchsenmacher und Waffenauktionator, auf Nachfrage von Blick.ch.: «Eine Parabellum 08 System Luger hat normalerweise ein Kaliber von 9 mm – ausser sie wurde umgerüstet und bekam einen neuen Lauf.»
In der Schweizer Armee seien zwar Kaliber-7.65-Pistolen bis 1964 im Einsatz gewesen. Dabei handle es sich aber um andere Parabellum-Modelle und nicht um die Fertigung 08.
Dass das genannte Modell und Kaliber eine ungewöhnliche Zusammensetzung sei, gibt auch ein Waffenexperte im «Sunday Telegraph» zu Bedenken. Eine solche Waffe wäre «aufgrund der ungenormten Munition» ziemlich ungewöhnlich.
Die Staatsanwaltschaft von Annecy bestätigte bisher nur, dass es sich bei der Mordwaffe um eine halbautomatische Kaliber 7.65 Millimeter handle.
Zirka 2 Millionen solcher Pistolen sind im Umlauf
Sollte sich die «Telegraph»-Meldung über die Pistolen-Masse bestätigen, muss die Mordwaffe wohl umgebaut worden sein. «In Italien ist ein Umrüsten sehr verbreitet. Da für den privaten Gebrauch, etwa den Schiesssport, 9 mm Para verboten sind, werden Waffen umgebaut oder 7.65-mm-Kaliber in speziellen Serien hergestellt», sagt Kessler.
«Seit ihrer Erfindung wurden rund 2 Millionen Stück der Parabellum System Luger in diversen Kalibern hergestellt. Natürlich sind davon auch heute noch viele im Umlauf.»
Auch in der Schweiz kämen sie teilweise noch im Schiesssport zum Einsatz und können immer wieder auf Auktionen erworben werden. (kko)