Die deutschen Studentinnen Anja Beer (26) und Johanna Tiezet (18) aus Bad Schwalbach (D) verfolgen das Drama aus nächster Nähe. Sie sehen, wie der gebrechliche und greise Bruder Roger gestützt von zwei Brüdern die Versöhnungskirche betritt. Wie immer setzt er sich hinter seine Glaubensbrüder inmitten einer Schar Kinder. Rund 2500 Gläubige sind in der Kirche.
«Nach dem zweiten Lied der Abendandacht hörten wir plötzlich, wie eine Frau einen spitzen Schrei ausstiess», schildert Anja Beer die gespenstische Szene. Alles geht dann sehr schnell. Bruder Roger liegt am Boden. In Panik drängen die Leute zur Tür hinaus. Glaubensbrüder kümmern sich um den tödlich Verletzten.
Mehrere Kirchgänger halten eine Frau fest. Sie hat Bruder Roger mit einem Messer von hinten angefallen. Einer der Brüder stimmt die «Laudate omne gentes» an. Die ganze Kirchengemeinde stimmt ein.
Überall ist Blut. Bruder Roger liegt im Koma. «Trotz seiner schweren Halsverletzungen sah er so friedlich aus», erinnert sich Johanna. Dann tragen Mitbrüder den sterbenden Frère Roger mit den Füssen voran aus der Kirche. Trotz der Tragödie bleiben die meisten Anwesenden im Gotteshaus. Sie beten für Bruder Roger.
Anja und Johanna sind auch am Tag danach erschüttert: «Ausgerechnet dieser gütige und liebenswürdige greise Bruder musste auf so grausame Weise sterben.»
Trotz der schrecklichen Bluttat ist man in der Gemeinschaft wieder zur Tagesordnung übergegangen. Natürlich sind die Trauer und der Schock noch überall spürbar. Doch die Gemeinde hat bereits wieder ein Oberhaupt. Bruder Alois (51) verliess noch in der Mordnacht Köln, wo er am katholischen Weltjugendtag war, um im Burgund die Nachfolge von Bruder Roger anzutreten.
«Bruder Alois wird im Sinne des Verstorbenen dafür sorgen, dass weiterhin Friede und Einigkeit in unserer Gemeinschaft herrschen», meint Bruder Bruno (31), ein Zürcher Oberländer, der seit sieben Jahren der Taizé-Gemeinde angehört.
Pfarrer Andreas Schneiter-Kranich (51) reist trotz des Dramas mit 28 Konfirmanden aus Herrliberg ZH zu einem fünftägigen Aufenthalt ins Burgund: «Gerade in einer so aussergewöhnlichen Situation ist es für junge Leute wichtig, mit Menschen aus anderen Kulturkreisen lebenswichtige Erfahrungen zu sammeln.»
Die Messerstecherin ist in Haft. Was die Rumänin zur Bluttat getrieben hat, ist noch unklar. Sie wird als geistesgestört eingestuft und soll schon in ihrer Heimat in Kirchen und Klöstern durch ihr seltsames Benehmen aufgefallen sein.
1949 legte er mit sechs Brüdern das Gelübde der ökumenischen Bruderschaft von Taizé ab. Vor allem junge Christen verehrten ihn. Sie waren fasziniert von seiner Ausstrahlung, seinem Engagement und seiner Liebe für die Menschen. Frère Roger war hochgeachtet von der katholischen und der reformierten Kirche.
1949 legte er mit sechs Brüdern das Gelübde der ökumenischen Bruderschaft von Taizé ab. Vor allem junge Christen verehrten ihn. Sie waren fasziniert von seiner Ausstrahlung, seinem Engagement und seiner Liebe für die Menschen. Frère Roger war hochgeachtet von der katholischen und der reformierten Kirche.