Herr Foos, wie stark beeinflusst der Tod der Abgeordneten Jo Cox die Brexit-Abstimmung?
Im Gegensatz zu dem Orlando-Massaker ist der Anschlag auf Jo Cox zeitlich nah an der Abstimmung. Darum glaube ich, dass es einen Einfluss auf den Ausgang der Abstimmung hat. Wie stark ist jetzt noch schwierig zu sagen.
Was verändert sich den konkret an der Stimmung?
Die Menschen sind geschockt über die Brutalität des Anschlags. England ist sich nicht gewohnt, dass Politiker auf der Strasse angegriffen werden. Es ist viel mehr Tradition, dass die Abgeordneten regelmässig direkten Kontakt zu den Wählern haben. Jetzt ist das in Gefahr. Das stimmt die Leute nachdenklich.
Was passiert jetzt in der Woche vor der Abstimmung?
Die Debatte kann nicht mehr so polemisch geführt werden. Das Thema EU-Austritt verknüpften die Austritt-Befürworter mit der
Flüchtlingskrise. Jetzt hat ein Rechtsradikaler eine Sozialistin umgebracht, die sich sowohl für den Verbleib in der EU wie auch für eine menschliche Flüchtlingspolitik einsetzte.
Wie beeinflusst das die Wähler-Stimmung?
Die Leute werden nachdenklich. Sie überlegen sich noch einmal genau, was es heisst ohne EU dazustehen. Die Dynamik in Richtung Austritt erhält jedenfalls einen Dämpfer. Wenn der Anschlag das Ergebnis beeinflusst, dann in Richtung der EU-Befürworter. Ich sehe schon einen «Turning-Point».
Wie bekannt war die Abgeordnete Jo Cox vor dem Anschlag?
Die Labour-Partei hat der Frau viel zugetraut. Sie hatte einen starken Hintergrund. Aber sie hatte noch nicht nationale Bekanntheit. Jetzt werden ihre Reden auf den Sozialen Netzwerken geteilt.