Aus Habgier und Rache soll eine hoch kriminelle Familie in Russland innerhalb von sechs Jahren 30 Menschen umgebracht haben, sagt die russische Polizei. Unter den Opfern seien auch sechs Polizisten.
Die Kindergärtnerin Inessa Tarwerdijewa (46) habe mit ihrem Partner Roman Podkopajew (35) und ihrer Tochter Viktoria (25) neun Menschen ermordet.
Es sei aber wahrscheinlich, dass die Familie noch für viel mehr Taten verantwortlich sei. Podkopajew, von Beruf eigentlich Zahnarzt, war bei der Festnahme vor einigen Tagen erschossen worden.
«Getötet, um Geld zu verdienen»
«Ich bin die geborene Verbrecherin», sagte Tarwerdijewa bei ihrem Geständnis. Rauben und Morden sei für sie «wie ein Tag im Büro» gewesen, zitiert sie die «Daily Mail». Sie hätten «getötet, um Geld zu verdienen».
Die drei gingen dabei mit unglaublicher Brutalität vor: Vor vier Jahren erschoss die Bande den Polizisten Dimitri Tschudakow, dessen Ehefrau Irina und Sohn Sascha (7) mit einer halbautomatischen Waffe, bevor Tochter Veronika (11) mit 37 Messerstichen getötet wurde. Für die Polizei stellte Tarwerdijewa die Morde nach.
Örtlichen Medien zufolge hatte das Paar zunächst 1998 aus Rache den ehemaligen Geliebten von Inessa, einen Wachmann, erschossen.
«Die Folgenlosigkeit des Mordes hat die beiden wohl zu weiteren Bluttaten motiviert», sagte ein Ermittler in der Millionenstadt Rostow rund 1100 Kilometer südlich von Moskau.
Niemand ahnte etwas
In einem anderen Fall folterte die Familien-Bande zwei jugendliche Mädchen und stach ihnen die Augen aus.
Weder die Polizei noch ihr Umfeld ahnten etwas: «Sie wirkten wie eine ganz normale, nette Familie», sagte Wladimir Markin, Chef der russischen Ermittlungsbehörde. «Stellen sie sich vor: eine Mutter, ein Vater, zwei Kinder. Ich bin mir sicher: Wer die vier zusammen gesehen hat, wäre nie im Leben auf die Idee gekommen, dass sie über ein Verbrechen überhaupt nur nachdachten.
«So etwas hat es in Russland noch nicht gegeben», sagte ein Justizmitarbeiter der Zeitung «Nowaja Gaseta». Er sprach von einem «Blick in den Abgrund».
Tarwerdijewa gab an, dass sie und ihre Familie manche Polizisten umbrachten, um an zusätzliche Waffen zu kommen. »Andere haben wir des Geldes wegen erschossen."
Bei Überfall erwischt
Erwischt wurde die Familie, als sie das Haus eines ehemaligen Militäroffiziers ausraubten. Podkopajew und Adoptivtochter Viktoria töteten den Ex-Offizier und seine Frau und versuchten, mit Alkohol und Kerzen als Beute auf einem Motorroller zu fliehen, als sie im Haus kein Geld fanden.
Kurz darauf wurden sie von der Polizei angehalten – Ausweiskontrolle. Podkopajew rastete aus, eröffnete das Feuer. Er traf einen Polizisten tödlich, den anderen verletzte er schwer. Als eine zweite Polizeipatrouille als Verstärkung eintraf, ging die Schiesserei weiter. In deren Zuge wurde Podkopajew tödlich getroffen.
Im Haus der Familie trafen die Ermittler schliesslich auf Inessa, ihre kleine Tochter und ein Arsenal von rund 20 Waffen – von Maschinengewehren über Handgranaten bis zu Schrotflinten und Munition.
Mit dem Schwager unter einer Decke
Gedeckt wurde das Trio von einem Schwager, der bei der Polizei arbeitete. Er soll Spuren verwischt und mit seiner Frau die Beute versteckt haben, unter anderem Schmuck, Wodka und Elektronik. Beide wurden ebenfalls festgenommen.
Hingegen sei die gemeinsame 13-jährige Tochter von Inessa und Roman unschuldig, sagte Justizsprecherin Gagalajewa.
Das Mädchen sei bei Verwandten untergekommen. Medien kritisierten «stümperhafte» Fehler der Ermittler. So habe ein 26-Jähriger zwei Jahre unschuldig in Untersuchungshaft gesessen für einen Totschlag, den 2009 in Wirklichkeit die Mörderfamilie begangen habe.
Als die Polizei in der Nähe eines Tatorts drei Messer gefunden habe, mit Inschriften wie «Meiner Lieblingsamazone», die Roman für Inessa anfertigen liess, hätten die Ermittler diese Spur nicht verfolgt.
«Die Täter sind äusserst perfide vorgegangen, aber bei einer besseren Ermittlungsarbeit durch die Polizei könnten wohl einige Opfer noch leben», schrieb die Zeitung «Komsomolskaja Prawda». (SDA/eg)