Darum gehts
Verhandlungen in Istanbul lassen bislang vergebens auf Waffenruhe hoffen
Ukraine gelingen Schläge gegen russische Flugplätze
Massiver Beschuss durch Russland in der Ukraine
Massive russische Angriffe auf Kiew – mindestens fünf Tote
Bei russischen Angriffen auf die ukrainische Hauptstadt Kiew und ihre Umgebung sind nach Behördenangaben in der Nacht auf Montag mindestens fünf Menschen getötet worden. Im Bezirk Schewtschenkiwskyj im Westen Kiews sei ein Hochhaus teilweise zerstört worden, erklärte Innenminister Ihor Klymenko. Vier Menschen seien dabei getötet und rund 20 Menschen verletzt worden.
Zuvor war bereits von einer Frau berichtet worden, die «infolge des feindlichen Angriffs im Bezirk Bila Zerkwa an ihren Verletzungen» gestorben sei. Das teilte Mykola Kalaschnyk von der Kiewer Militärverwaltung am Montag mit.
«Ein weiterer massiver Angriff auf die Hauptstadt»
Der Chef der Kiewer Militärverwaltung, Timur Tkatschenko, hatte zudem einen weiteren russischen Angriff auf Kiew gemeldet. «Ein weiterer massiver Angriff auf die Hauptstadt. Möglicherweise mehrere Wellen feindlicher Drohnen», erklärte er in Onlinenetzwerken.
Wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten, waren in Kiew starke Explosionen zu hören. Sie hörten zudem das Geräusch einer über dem Stadtzentrum kreisenden Drohne sowie Schüsse.
Nach Angaben von Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko wurden zwei Menschen im Kiewer Stadtteil Solomjanskyj ins Spital gebracht. Die Militärverwaltung meldete später mindestens zwei weitere Verletzte nahe einer Metrostation im Bezirk Swjatotschyn.
Russische Raketen treffen ukrainischen Truppenübungsplatz
Das russische Militär hat nach Angaben aus der Ukraine einen Truppenübungsplatz der ukrainischen Streitkräfte mit Raketen angegriffen. Nach Darstellung der ukrainischen Heeresführung gab es dabei drei Tote und elf Verwundete. Dank rechtzeitiger Warnung der Luftraumüberwachung seien höhere Verluste vermieden worden. Der genaue Ort des Truppenübungsplatzes wurde nicht genannt. Der Vorfall werde untersucht, hiess es.
Das russische Verteidigungsministerium in Moskau sprach am Abend von einem Angriff gegen einen ukrainischen Truppenübungsplatz in der Region Cherson im Süden des Landes. Der Explosion einer ballistischen Iskander-Rakete seien 70 ukrainische Soldaten zum Opfer gefallen, behauptete die russische Militärführung. Die Angaben der beiden Konfliktparteien konnten nicht unabhängig überprüft werden.
Erst vor wenigen Wochen waren bei einem russischen Angriff gegen einen Truppenübungsplatz in der Region Dnipropetrowsk nach offiziellen Angaben mindestens zwölf Rekruten getötet und Dutzende verletzt worden. In Folge dieses Angriffs wurde die Führungsstruktur des ukrainischen Heeres geändert.
Russland beschiesst Energieinfrastruktur in der Ukraine
Russland hat mit nächtlichen Drohnen- und Raketenangriffen nach Angaben der örtlichen Militärverwaltung die Energieinfrastruktur der zentralukrainischen Region Poltawa beschädigt. «Im Kreis Krementschuk wurden direkte Einschläge und Abstürze von Trümmern auf Objekte der Energieinfrastruktur und auf offenem Gelände registriert», schrieb der Militärgouverneur von Poltawa, Wolodimir Kohut auf Telegram. Es habe eine Verletzte gegeben, teilte er mit. Zum Ausmass der Schäden machte er keine Angaben.
Medienberichten zufolge waren in der Industriestadt etwa 50 Explosionen zu hören. Das Internetportal Strana.ua veröffentlichte Fotos und Videos, die die Angriffe zeigen sollen und auf denen auch Rauch und Feuer zu sehen sind. Demnach hat Russland einmal mehr die in Krementschuk ansässige Raffinerie attackiert.
Putin: «Die ganze Ukraine ist unser»
Kremlchef Wladimir Putin hat den russischen Anspruch auf die Ukraine bekräftigt und erstmals mit einer möglichen Eroberung der ukrainischen Gebietshauptstadt Sumy gedroht. «Wir haben nicht das Ziel, Sumy einzunehmen, aber im Prinzip schliesse ich das nicht aus», sagte Putin in St. Petersburg beim Internationalen Wirtschaftsforum.
Die russischen Truppen nehmen im gleichnamigen Gebiet im Nordosten der Ukraine seit Monaten immer mehr Ortschaften ein. Putin erklärte, dass seine Streitkräfte dort eine Pufferzone errichteten. Bisher gehe sie zehn bis zwölf Kilometer tief ins Land. Möglich sei die Einnahme der Gebietshauptstadt Sumy. Die Frontlinie verläuft nur etwa 18 Kilometer von der Stadtgrenze entfernt.
«Wo der Fuss eines russischen Soldaten steht, das gehört uns.»
Er sehe Russen und Ukrainer als ein Volk, sagte Putin bei der Plenarsitzung des Forums in seiner Heimatstadt. «In dem Sinn ist die ganze Ukraine unser», erklärte er unter grossem Beifall im Saal. Auf die Frage des Moderators, wie weit er die Ukraine erobern wolle, antwortete er: «Wo der Fuss eines russischen Soldaten steht, das gehört uns.» Auch dafür bekam er Applaus.
Selenski reagiert
Putin zeige klar, dass er keinen Frieden wolle, sagte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski in Kiew. «Russland will Krieg führen», sagte er in einer Videobotschaft. Es gebe aus Russland immer neue Drohungen. «Das bedeutet, dass ihnen der Druck, den die Welt ausübt, noch nicht weh tut.»
Aussenminister Andrij Sybiha erklärte, wohin immer ein russischer Soldat seinen Fuss setze, bringe er Tod und Zerstörung. Putin Äusserungen unterliefen die Friedensbemühungen der USA. «Für jedes Bein eines russischen Soldaten gibt es eine ukrainische Drohne», schrieb Selenskis Redenschreiber Dmytro Lytwyn im Netzwerk X.
Selenski ernennt neuen Heereskommandeur
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat den Brigadegeneral Hennadij Schapowalow zum neuen Kommandeur der Bodentruppen des von Russland angegriffenen Landes ernannt. Die Präsidialverwaltung in Kiew veröffentlichte den entsprechenden Erlass. Schapowalow war nach Angaben des Portals «Kyiv Independent» zuletzt Verbindungsoffizier in dem Nato-Stab in Wiesbaden gewesen, der Militärhilfe für die Ukraine koordiniert.
Die Umbesetzung im Heer wurde notwendig, nachdem der bisherige Kommandeur Mychajlo Drapatyj Anfang Juni um Entlassung gebeten hatte. Er übernahm die Verantwortung für den Tod von zwölf Soldaten. Sie waren bei einem russischen Raketenangriff auf einen Truppenübungsplatz im Gebiet Dnipropetrowsk ums Leben gekommen.
Kiew: Haben auch Leichen russischer Soldaten bekommen
Bei der Rückgabe Tausender Soldatenleichen aus Russland hat die Ukraine nach Angaben von Innenminister Ihor Klymenko in Kiew auch tote Russen überstellt bekommen. In einem Post auf Telegram machte er aber keine Angaben, wie viele derartige Fälle es gebe.
«Der Feind erschwert uns absichtlich die Identifizierung der Toten, stiftet Chaos und vermischt die Leichen der russischen Soldaten mit denen der Ukrainer», schrieb der Minister. Fotos zeigten den angeblichen Wehrpass und die Identifikationsmarke eines toten russischen Soldaten, der an die Ukraine übergeben worden sei. Unabhängige Bestätigungen dazu gab es nicht.
Zudem sei die Leiche eines «israelischen Söldners», der für Moskau gekämpft habe, unter den sterblichen Überresten gewesen.
Russland hat der Ukraine in den vergangenen Tagen mehr als 6000 Leichen Soldaten überstellt. Moskau bekam mehr als 50 Tote zurück. Dies gehörte wie auch ein Austausch von Gefangenen zu humanitären Gesten, die beide Kriegsparteien Anfang Juni in Istanbul vereinbart hatten. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hatte es als erster öffentlich bemängelt, dass Russland auch Leichen eigener Soldaten an die Ukraine überstelle.
Toter nach russischen Angriffen in der Ukraine
Durch russische Drohnenangriffe in der Nacht ist laut ukrainischen Angaben ein 59-Jähriger im Gebiet Dnipropetrowsk getötet worden. Der Mann sei seinen schweren Verletzungen erlegen, schrieb der Militärgouverneur der Region, Serhij Lyssak, bei Telegram.
Vier weitere Menschen wurden demnach verletzt. Der ukrainischen Luftwaffe zufolge attackierte Russland seinen Nachbarn in der Nacht mit 104 Drohnen und Drohnenattrappen. Davon seien 88 abgeschossen oder mit elektronischen Mitteln zu Boden gebracht worden.
Das russische Verteidigungsministerium meldete den Abschuss von 85 ukrainischen Drohnen über elf russischen Gebieten und der bereits 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim.
Nach Angriff auf Kiew: Zahl der Toten steigt auf mindestens 27
In der ukrainischen Hauptstadt Kiew ist die Zahl der bei den massiven russischen Angriffen getöteten Menschen nach Behördenangaben auf 27 gestiegen. «Die Rettungskräfte setzen ihre Suchoperation fort», teilte Bürgermeister Vitali Klitschko bei Telegram mit. Zivilschutzangaben zufolge sind allein in den Trümmern eines zerstörten Aufgangs in einem neunstöckigen Gebäude 23 Leichen gefunden worden. Stadtweit habe es mindestens 134 Verletzte gegeben.
Innenminister Ihor Klymenko hatte erklärt, dass ein Marschflugkörper vom Typ Ch-101 direkt in das neungeschossige Hochhaus eingeschlagen sei. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski verurteilte die Angriffe auf die Hauptstadt als russischen Terror.
Kremlchef Wladimir Putin dürfte sich auch beim am Mittwoch beginnenden internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg zu seinem seit mehr als drei Jahren andauernden Krieg gegen die Ukraine äussern. Geplant ist am ersten Tag ein Treffen mit Vertretern grosser Nachrichtenagenturen, die Fragen stellen zur russischen Politik und Wirtschaft.
Moskaus Generalstabschef taucht plötzlich Front auf
Der russische Generalstabschef Waleri Gerassimow hat nach Angaben aus Moskau den Vormarsch der eigenen Besatzungstruppen im Osten der Ukraine inspiziert. Das Verteidigungsministerium in Moskau veröffentlichte ein Video, das den General bei einem Hubschrauberflug ins Frontgebiet und in einem Kommandopunkt bei einer Lagebesprechung der Heeresgruppe Zentrum zeigen soll. Gerassimow habe die Erfüllung der Kampfaufgaben von Truppen im Raum Pokrowsk kontrolliert, teilte das Ministerium mit.
Pokrowsk ist strategisch wichtig gelegen. Immer wieder kommt es in der Region zu erbitterten Kämpfen mit der ukrainischen Armee.
Zahl der Toten nach russischem Angriff auf Kiew auf 21 gestiegen
Nach den massiven russischen Angriffen auf die ukrainische Hauptstadt Kiew ist die Zahl der Todesopfer nach ukrainischen Angaben auf 21 gestiegen. Mehr als 130 Menschen seien bei den Angriffen in der Nacht zum Dienstag zudem verletzt worden, erklärte der ukrainische Rettungsdienst am Mittwoch. Allein aus den Trümmern eines neunstöckigen Wohnhauses im Bezirk Solomjanskyj seien 16 Leichen geborgen worden. Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko hatte zuletzt von insgesamt 14 Toten gesprochen.
Russland hatte Kiew Dienstagnacht mit massiven Drohnenangriffen überzogen. Nach den Worten von Präsident Wolodimir Selenski war es einer der «schrecklichsten Angriffe» auf die ukrainische Hauptstadt seit Kriegsbeginn vor mehr als drei Jahren. Insgesamt feuerte Russland demnach 440 Drohnen und 32 Raketen auf die Ukraine ab.