Beim schlimmsten Waldbrand in Portugal seit Jahrzehnten sind im Zentrum des Landes sind mindestens 62 Menschen ums Leben gekommen. Wie die portugiesische Nachrichtenseite «publico.pt» schreibt, starben 30 von ihnen auf der Flucht in ihren Autos beim Versuch, der Flammenhölle zu entkommen.
Rund 60 Menschen wurden nach Angaben des Staatssekretärs im Innenministerium, Jorge Gomes, verletzt.
Zwei der insgesamt vier Feuerfronten habe die Feuerwehr im Griff, sagte Gomes. Das grösste Feuer wüte derzeit in Gois, im Bezirk Coimbra.
«Unser Haus ist vermutlich abgebrannt»
Der portugiesische Sender RTP hat mit einigen Opfern gesprochen. Viele von den Anwohnern mussten ihre Häuser in Eile verlassen, wurden von den Flammen eingekesselt.
Ein Mann sagt zum Sender, er sei mit einem Gemeindebeamten unterwegs gewesen. «Er ist zu Hause geblieben, keine Ahnung, was mit ihm jetzt ist.»
Eine Frau ist den Tränen nahe, als sie erzählt, dass das Haus ihrer Schwester wohl den Flammen zum Opfer gefallen sei. «Das Haus ist vermutlich abgebrannt. Wir konnten nicht mehr atmen. Die Nationalgarde musste uns retten.»
Getroffener Baum gefunden
Schuld an der Katastrophe ist offenbar ein trockenes Gewitter. Der Polizei zufolge hat ein Blitzschlag das Feuer ausgelöst. Am Samstagnachmittag habe sich über dem betroffenen Gebiet in Gewitter entladen, ohne dass es dabei geregnet habe, sagte der Direktor der Kriminalpolizei, José Almeida Rodrigues, am Sonntag der Nachrichtenagentur Lusa.
Es sei nicht von Brandstiftung auszugehen. Alles deute ganz klar auf natürliche Ursachen hin. «Wir haben in Zusammenarbeit mit der Nationalgarde sogar den Baum gefunden, der von dem Blitz getroffen wurde.»
Die vor allem im Kreis Pedrógão Grande knapp 200 Kilometer nordöstlich der portugiesischen Hauptstadt Lissabon wütenden Flammen wurden am Sonntag nach Angaben des Zivilschutzes von fast 700 Feuerwehrmännern mit mehr als 200 Fahrzeugen und zwei Löschflugzeugen bekämpft. Deren Einsatz sei am Sonntag zunächst aufgrund der starken Rauchentwicklung völlig unmöglich gewesen. Temperaturen um die 40 Grad machen die Löscharbeiten zudem noch schwieriger.
Es gebe einige Dörfer, die «von den Flammen völlig eingekesselt» seien, sagte in der Nacht der Bürgermeister von Pedrógão Grande, Valdemar Alves. In einigen Gebieten fiel der Strom aus, mehrere Familien mussten ihre Häuser verlassen.
Das Feuer war am Samstagnachmittag gegen 14 Uhr Ortszeit (15.00 Uhr MESZ) ausgebrochen. In Portugal herrschten zu diesem Zeitpunkt teilweise über 40 Grad Celsius.
Ministerpräsident Costa «schockiert»
Staatsoberhaupt Marcelo Rebelo de Sousa war in der Nacht zur Unglücksstelle geflogen und sprach dort von einer «beispiellosen Situation». Der sozialistische Ministerpräsident António Costa, der die Entwicklung die gesamte Nacht von der Zentrale des Zivilschutzes in Carnaxide bei Lissabon aus verfolgte, sagte, er sei vom «Ausmass der Tragödie schockiert».
Der Kreis Pedrógão Grande hat auf 128 Quadratkilometer Fläche lediglich rund 4000 Einwohner, die sich in erster Linie der Land-, aber auch der Textilwirtschaft widmen. Die nahezu unberührte Natur mit Lagunen und Stauseen zog in den vergangenen Jahren immer mehr Wanderer und Wassersportler an.
EU schickt Löschflugzeuge
Die EU hat Portugal angesichts der Katastrophe Hilfe zugesagt. «Es wird alles getan werden, um den Behörden und den Menschen in Portugal in dieser Zeit der Not zu helfen», erklärte der zuständige EU-Kommissar Christos Stylianides am Sonntag.
Auf Bitte Portugals würden über die Nothilfekoordinierung der EU Löschflugzeuge organisiert. Frankreich habe sofort drei Maschinen zugesagt, die nun rasch entsandt würden. Zusätzlich helfe Spanien ebenfalls mit Flugzeugen. Stylianides drückte seine Trauer um die Opfer und sein Mitgefühl für die Betroffenen aus.
Unterstützung hat auch Montepio, die älteste Genossenschaftsbank in Portugal, den Opferfamilien zugesichert. Sie werde 150'000 Euro an die Betroffenen spenden. (SDA/noo/stj)