Millionen illegaler Pornos
Riesiger Kinderschänder-Ring in Deutschland zerschlagen

73 Verdächtige aus 14 Bundesländern und Millionen von Kinder-Pornos. Vergangene Woche ist ein gigantischer Ring von Kinderschändern in Deutschland aufgeflogen. Am Montag wurden neue Details öffentlich.
Publiziert: 30.05.2022 um 17:57 Uhr

In Deutschland ist ein gigantischer Ring von Kinderschändern aufgeflogen. Das wurde am Freitag bekannt. Am Montag gaben die Behörden nun genauere Details bekannt.

Der Hauptverdächtige ist ein 44-jähriger Mann. Er soll zwölf Kinder sexuell missbraucht haben. Die Hälfte der Opfer sei jünger als drei Jahre gewesen, teilten die Ermittler in Köln am Montag mit. Demnach war der 44-Jährige aus Wermelskirchen überwiegend als Babysitter in Kontakt zu seinen Opfern gekommen. Das jüngste Opfer sei einen Monat alt gewesen.

«Bis ins Mark erschüttert»

Die Ermittler zeigten sich erschüttert über die Brutalität der in den Videos festgehaltenen Missbräuche. «Ein solches Ausmass an menschenverachtender Brutalität und gefühlloser Gleichgültigkeit gegenüber dem Leid kleiner Kinder ist mir noch nicht begegnet», sagte Falk Schnabel von der Polizei Köln. «Was ich gesehen habe, hat mich bis ins Mark erschüttert», ergänzte Staatsanwalt Joachim Roth.

Kölns Polizeichef Falk Schnabel informiert über den neu aufgeflogenen Kinderschänder-Ring.
Foto: keystone-sda.ch
1/4

Seit November wird gegen den hauptverdächtigen Mann ermittelt. Im Dezember wurde er festgenommen. Die Ermittler beschlagnahmten zahlreiche Datenträger. Insgesamt wurden 32 Terabyte an Daten beschlagnahmt. Ein Terabyte ergebe ausgedruckt auf Papier einen Stapel von rund 25 Kilometern Höhe, erklärten die Ermittler zu den Dimensionen des Falls. Vieles davon habe bislang noch nicht ausgewertet werden können – die Zahl der Opfer und der Fälle könne sich daher noch erhöhen. Allein die Sicherung der Daten habe 17 Tage gedauert.

Liste mit weiteren Verdächtigen

«Es bedarf noch einer sehr langen Zeit, bis wir den Komplex abgearbeitet haben werden», sagte Staatsanwalt Ulrich Bremer. Zudem sei davon auszugehen, dass die Dimensionen die des Missbrauchskomplexes von Bergisch Gladbach sprengten. Im Kern habe der 44-Jährige die Taten eingeräumt.

Derzeit werde geprüft, ob noch weitere Kinder Opfer des Manns geworden sein könnten. Bei ihm seien Listen mit Hinweisen auf weitere Verdächtige gefunden worden. Darin seien auch ihre Neigungen festgehalten worden. Dadurch wurden die Ermittlungen ausgeweitet. Die Verdächtigen seien nicht untereinander vernetzt gewesen. Der 44-Jährige habe individuelle Kontakte zu anderen Verdächtigen gepflegt. Daher sei es falsch, von einem «Pädophilenring» zu sprechen.

Einige Opfer hätten erst im Zuge der Ermittlungen erfahren, dass sie als kleine Kinder Opfer von sexuellem Missbrauch geworden seien. Die auf den Datenträgern gefundenen Videos reichen zurück bis ins Jahr 1993. Die ihm nun zur Last gelegten 18 Fälle sollen sich zwischen 2005 und 2019 ereignet haben.

«Neue, entsetzliche Dimension»

Am Freitag waren die Ermittlungen in dem neuen Missbrauchskomplex in Nordrhein-Westfalen öffentlich geworden. Es sollen 73 Verdächtige in 14 Bundesländern beteiligt gewesen sein. Die Verdächtigen sollen Kinderpornografie besessen und getauscht haben. Teilweise sollen sie Kinder auch selbst missbraucht haben.

«Wir können jetzt schon sagen, dass dieser Missbrauchskomplex in vielerlei Hinsicht eine neue entsetzliche Dimension hat, die mich tief erschüttert», sagte Landesinnenminister Herbert Reul (CDU). Die Videos seien teils über eine halbe Stunde lang. «Dementsprechend lang ist das Leid der Kinder», sagte er. «Wir kriegen euch - vielleicht nicht heute, aber eines Tages stehen wir vor eurer Tür», sagte Reul in Richtung der Täter.

Der 44-Jährige Hauptverdächtige habe auch Kontakte zum Hauptverdächtigen im Missbrauchskomplex Münster gepflegt. In einem Videochat habe der 44-Jährige einem Missbrauch zugesehen und Anweisungen gegeben.

In Nordrhein-Westfalen wurden in den vergangenen Jahren immer wieder grosse Missbrauchsprozesse geführt. Zuletzt wurden die Hauptbeschuldigten im Komplex Münster zu langen Haftstrafen verurteilt. Zuvor lösten bereits der jahrelang unentdeckt gebliebene Kindesmissbrauch auf einem Campingplatz in Lügde und der Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach bundesweit Entsetzen aus. (AFP)

Fehler gefunden? Jetzt melden