Michael Marin (53) hat im Leben vieles erreicht: Der Vater von vier Kindern war bereits Grossvater, blickte auf eine erfolgreiche Karriere als Anwalt und Wall-Street-Händler zurück, hatte eine stattliche Kunstsammlung aufgebaut, den Mount Everest erklommen und asiatische Dschungel durchstreift.
Doch dann gings finanziell bergab mit dem Selfmade-Millionär. So steil abwärts, dass er die Hypothek für sein Anwesen im Wert von umgerechnet 3,3 Millionen Franken nicht mehr bezahlen konnte.
Es war wohl kein Zufall, dass die Villa in Maricopa County, Arizona, am 5. Juli 2008 in Flammen aufging.
In den Ruinen des Hauses fanden Brandspezialisten mehrere Stellen, an denen Feuer gelegt worden war, ausserdem Brandbeschleuniger. Die Polizei ging bald davon aus, dass Marin das Feuer selbst gelegt hatte und unbemerkt vom Tatort geflohen war.
Millionär Marin wurde wegen Brandstiftung angeklagt. Im US-Bundesstaat Arizona heisst das bis zu 16 Jahren Haft! Im Mai begann der Prozess, gestern war die Urteilsverkündung.
Kameras im Gericht halten fest, wie der Richter die von der Jury getroffene Entscheidung – schuldig – verliest. Marin schliesst bei dem Schuldspruch seine Augen, stützt die Stirn auf die Hände und legt schliesslich beide Hände über den Mund. Auf den ersten Blick eine Geste des Schocks. Bei genauerem Hinsehen aber sieht es aus, als ob Marin sich versteckt etwas in den Mund schiebt.
Zusammenbruch vor entsetztem Gericht
Sieben Minuten später krümmt sich er auf seinem Sessel, gibt unter den entsetzten Schreien seiner Anwältin laute, gurgelnde Geräusche von sich und kollabiert. Eine Ambulanz bringt den Bewusstlosen in ein Spital in Phoenix, Arizona. Doch die Ärzte können nichts mehr tun: Marin stirbt wenig später.
«So etwas habe ich noch nie erlebt, und ich bin sicher, gar kein US-Gericht hat so etwas jemals erlebt», sagt ein sichtlich geschockter Gerichtssprecher.
Die Polizei hat eine Untersuchung eingeleitet. Marins Leiche werde auf Gift untersucht. Ausserdem würden Spezialisten auch die Wasserflasche unter die Lupe nehmen, aus der er im Gericht getrunken hatte. «Unsere Leute suchen jeden, der ins das Gericht kommt, nach Waffen ab. Eine Pille aber lässt sich leicht hereinschmuggeln», sagt Jeff Sprong, Sprecher des örtlichen Sheriffbüros.
Derzeit spräche vieles dafür, dass der Millionär vor Gericht Selbstmord verübt habe. «Die Ermittler tendieren dazu, denn auf dem Gerichtsvideo sieht es wirklich so aus, als ob Marin sich etwas in den Mund schiebt.»
Kommende Woche wird die Gerichtsmedizin ihre Ergebnisse zu dem mutmasslichen Gift-Selbstmord von Arizona präsentieren. (gux)