Zurückhaltend, gute Manieren, stilsicher gekleidet: Das ist Nino von Finck, ein 24-Jähriger, der sich vor vier Jahren aufgemacht hat, das Metier seiner Vorfahren bei einer Privatbank zu erlernen. Nebenher studiert er Betriebswirtschaft.
Das könnte er sich eigentlich sparen. Nino von Finck ist zukünftiger Multimilliardär. Er hat Anrecht auf ein Drittel des Vermögens des bayerischen Clans, der 1905 in den Adelsstand erhoben worden war.
Als Bankier August von Finck sen. 1980 auf seinem bayerischen Landgut Möschenfeld im Alter von 82 Jahren verstarb, erbten seine drei Söhne August «Gustl» jun., Wilhelm sen. (†) und Ninos Vater Helmut je ein Drittel.
Helmut, einer von zwei Söhnen der zweiten Frau von August sen., war nur ein sogenannter Vorerbe. Über die Milliarden verfügen durfte erst ein männlicher Sohn – nach Helmuts Tod. Der war das schwarze Schaf der Familie und unterschrieb 1985 einen Vertrag, in dem er sich mit 65 Millionen abfinden liess, ohne die Nacherbschaft seines Sohnes anzutasten.
Diese Geschichte war ein lange gehütetes Geheimnis der von Finck. Erst vor fünf Jahren gingen Helmut von Finck und Nino damit an die Öffentlichkeit. Sie kündigten in der Wirtschaftszeitung «Cash» an, Anwälte einzuschalten, um Einblick in die Nino von Finck zustehenden Vermögenswerte zu erhalten. Von den Verwandten hatten sie nur erfahren, für Nino seien auf einer Bank Aktien und Bares im Wert von 29 Millionen Franken parkiert.
Das ist zwar viel Geld, aber trotzdem ein Bruchteil dessen, was Nino zustehen würde: Baron «Gustl» von Finck (79), Besitzer des Schlosses Weinfelden TG, und seine vier Stammhalter kontrollieren die Schweizer Unternehmen Mövenpick, SGS und von Roll. Das Wirtschaftsmagazin «Bilanz» schätzt ihr Vermögen auf über fünf Milliarden Franken. Wilhelm «Billy» junior soll 2,5 Milliarden besitzen.
Weder seine Onkel noch Cousin «Billy» hat Nino je gesehen. «Ich hätte die Verwandten gerne kennengelernt», sagte er. Einmal wagte er es, zum wenige Kilometer von seinem Münchner Heim entfernten herrschaftlichen Landsitz seiner vornehmen Verwandtschaft zu fahren. Geklingelt hat er nicht: «Das wirkt sehr abgeschottet, da getraut man sich nicht reinzustürmen.»
Abgeschottet haben Gustls Sippe und «Billy» bis anhin auch ihre Vermögenssituation. Daher klagten Nino und Helmut von Finck. Erst vergeblich, doch im Juni wies der deutsche Bundesgerichtshof ein Urteil des Oberlandesgerichts München gegen Ninos Auskunftsbegehren zurück.
Jetzt geht Helmut von Finck auf tutti, wie der «Spiegel» in seiner aktuellen Ausgabe schreibt. Der Besitzer eines Pferdegestüts in Soltau bei Hamburg (D) will seine Verwandten enteignen. Seine Halbbrüder hätten mit dem Verkauf der familieneigenen Bank Merck, Finck & Co. an die britische Barclays gegen das Testament ihres Vaters verstossen.
In der Tat wollte August sen., dass seine Nachfahren Banker bleiben. Kommt Helmut von Finck damit durch, kann sich sein Sohn als möglicher Alleinerbe locker wieder eine Bank kaufen.