Ich will auch! Das sagte sich Donald Trump (73), als er vor zwei Jahren der Militärparade am französischen Nationalfeiertag in Paris beiwohnte. Jetzt hat sich der US-Präsident seinen Traum erfüllt: Am 4. Juli, dem Unabhängigkeitstag der USA, werden an der National Mall und vor dem Lincoln-Denkmal in Washington wieder Soldaten marschieren. Das Militär wird zudem Panzer vorführen, Kampfflugzeuge steigen lassen und 21 Salutschüsse abfeuern.
Ein «Salut für Amerika» soll die Parade sein, twitterte Trump bereits im Februar in heller Vorfreude. «Grosses Feuerwerk, Unterhaltung und eine Ansprache von eurem Lieblingspräsidenten, mir!»
Wie jetzt bekannt wird, wollen viele der grossen US-TV-Sender Trumps grosse Waffen-Show ignorieren. Die Kanäle ABC, CBS, and NBC haben angekündigt, die Militärparade nicht zu zeigen. Stattdessen soll das normale Programm laufen.
Die Amerikaner feiern den 4. Juli traditionell gemütlich mit Grillpartys im Park oder zu Hause und sehen sich abends das Feuerwerk an. Der Unabhängigkeitstag ist eher ein patriotisch dekorierter Ausflugstag für die ganze Familie. Das Militär spielt normalerweise keine grosse Rolle. Bei den Feierlichkeiten in Washington tritt der Präsident in der Regel nicht offiziell auf.
Stadtrat twittert «nein, danke»
Dieses Jahr wurde massenhaft Militärmaterial in die Hauptstadt gekarrt. Zum Beispiel zwei moderne Abrams-Panzer. Das 62 Tonnen schwere Kriegsgerät musste extra auf Sattelschleppern transportiert werden, weil es sonst womöglich die Strassen oder die Arlington Memorial Bridge über den Potomac River beschädigt hätte.
Allein dieser Transport soll fast 900'000 Dollar kosten. Die gesamten Aufwendungen werden dies um ein Vielfaches übersteigen. Nicht zuletzt die Kosten bringen Trump von verschiedenen Seiten Kritik ein. 92 Millionen Dollar sollte die letztes Jahr abgesagte Parade kosten – die diesjährige wird sich in ähnlichem Rahmen bewegen.
Auch aus anderen Gründen stösst Trumps Waffenshow teilweise auf wenig Gegenliebe. Washingtons Bürgermeisterin Muriel Bowser nennt die Parade-Pläne eine «Verherrlichung von Militärmacht» und der Stadtrat sagte auf Twitter «nein, danke» zu Trumps Vorhaben. Viele Demokraten nerven sich über die Politisierung des Unabhängigkeitstages. Selbst im Pentagon soll es hinter vorgehaltener Hand kritische Stimmen geben.
«Uns gehören die Panzer und alles»
Trump geht wie gewohnt in die Gegenoffensive. Die Kosten würden «sehr gering» sein im Vergleich zu dem, was die Parade wert sei, schreibt der Präsident auf Twitter. «Uns gehören die Flugzeuge, wir haben die Piloten, der Flughafen (Andrews) ist gleich nebenan, alles, was wir brauchen, ist der Treibstoff. Uns gehören die Panzer und alles.» Die Feuerwerke würden von Sponsoren bezahlt. «Wir haben die grossartigste Wirtschaft der Welt. Wir haben das grossartigste Militär der Welt. Nicht schlecht!»
Die letzte Militärparade in Washington wurde vor 28 Jahren am 8. Juni 1991 durchgeführt. Damals feierte George Bush senior das Ende des Golfkriegs. Die Durchführung kostete zwölf Millionen Dollar. Bush wurde dafür kritisiert, die Parade als Wahlkampfshow missbraucht zu haben. (noo)