Merapi
Die Bauern bleiben ihrem Vulkan treu

Publiziert: 17.05.2006 um 10:03 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 21:14 Uhr
YOGYAKARTA (Indonesien) – Bedrohlich genug sieht der dicke Qualm aus, den der Vulkan Merapi auf Java seit Tagen ausstösst. Also nichts wie weg? Die Bauern sehen das ganz anders.

Beim Aufstieg auf den Merapi wird schnell klar: Der Vulkan hat zwei Seiten. Auf der einen Seite Spuren der Verwüstung durch die immer wieder ausbrechenden Lavaströme. Auf der anderen Seite fruchtbarstes Ackerland.

Und dieses nutzen die Bauern seit Jahrhunderten. Noch nie hat das Grollen des 2900 Meter hohen Merapi sie vertrieben. Warum sollte das jetzt anders sein? Zwar tut der indonesische Präsident Susilo Bambang Yudhoyono seine Pflicht als Landesvater und hat heute alle verbliebenen Anwohner dringend aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen.

Doch die Hauptstadt ist fern und was versteht der Präsident schon vom Leben am Merapi? Die ständige Rauchfahne über dem Vulkan – «Merapi» bedeutet roter Berg » – gehört zum Landschaftsbild wie die Reisfelder und die Wasserbüffel. Jedenfalls weigern sich die an den Berghängen lebenden Bauern, Haus und Hof zu verlassen. Sie sind wild entschlossen, bei ihren Feldern und Tieren zu bleiben. Einmal, weil sie das immer schon so gemacht haben. Aber auch, weil sie Plünderungen fürchten, wenn niemand mehr da ist.

Für den Berg auf Java gilt weiterhin die höchste Alarmstufe, wenngleich die vulkanische Aktivität seit Montag nachgelassen hat. Wissenschafter warnen aber davor zu glauben, dass die tödliche Gefahr deshalb vorüber sei. Der Merapi ist einer von 129 aktiven Vulkanen in Indonesien. Bei seinem letzten Ausbruch 1994 kamen 60 Menschen ums Leben. 1930 gab es rund 1300 Todesopfer.

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