Darum gehts
- Ermittlungen wegen mutmasslicher Menschen-Safaris während des Bosnienkriegs eingeleitet
- Italienische Touristen sollen auf Zivilisten in Sarajevo geschossen haben
- Italienischer Geheimdienst soll alles gewusst haben
Die Staatsanwaltschaft Mailand hat Ermittlungen wegen mutmasslicher «Menschen-Safaris» während des Bosnienkriegs eingeleitet. Wie unter anderem «La Repubblica» berichtet, sollen italienische Touristen in den 1990er-Jahren umgerechnet bis zu 71'600 Franken gezahlt haben, um auf Zivilisten in Sarajevo zu schiessen.
Mitglieder der serbischen Armee sollen demnach für die «Wochenendausflüge» bezahlt worden sein. Von Wolkenkratzern im Stadtteil Grbavica aus sollen die Teilnehmer auf Bewohner Sarajevos geschossen haben.
Wusste italienischer Geheimdienst Bescheid?
Staatsanwalt Alessandro Gobbis leitete Ermittlungen gegen unbekannt wegen Totschlags aus «erbärmlichen und sinnlosen Motiven» ein. Zu den Taten soll es zwischen 1993 und 1994 gekommen sein. Auslöser für die Ermittlungen war eine detaillierte Anzeige des Journalisten Ezio Gavazzeni, der von Benjamina Karic (34), einer ehemaligen Bürgermeisterin von Sarajevo, unterstützt wurde.
Gavazzeni beruft sich unter anderem auf einen bosnischen Geheimdienstmitarbeiter, der behauptet, der italienische Geheimdienst habe 1993 von den Vorwürfen gewusst. Zeugen sollen «touristische Schützen» erkannt haben, die sich in Kleidung und Waffen von serbischen Soldaten unterschieden.
Schon 2022 berichtete der Dokumentarfilm «Sarajevo Safari» über die schiessenden Touristen. Aber erst jetzt hat eine Spezialeinheit der italienischen Polizei für organisierte Kriminalität die Ermittlungen übernommen. Unter den Verdächtigen soll sich ein Mailänder Geschäftsmann befinden, der eine private Klinik für Schönheitschirurgie betreibt, sowie Bürger aus den italienischen Städten Turin und Triest, schrieb die spanische Zeitung «El Pais».