«Mein Leben oder sein Leben»
Mexikanerin tötet ihren Vergewaltiger – Haftstrafe

Roxana Ruiz (23) wehrte sich mit einem Hemd und ihren blossen Händen gegen ihren Peiniger (†22). Doch für ihre Notwehr soll sie jetzt sechs Jahre in den Knast.
Publiziert: 18.05.2023 um 05:36 Uhr
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Aktualisiert: 18.05.2023 um 11:55 Uhr
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Roxana Ruiz spricht durch die Gitterstäbe mit einer Unterstützerin.
Foto: keystone-sda.ch

Ein Hemd und ihre Gegenwehr retteten der Mexikanerin Roxana Ruiz als 21-Jährige wohl das Leben. Ein 22-Jähriger griff sie an, vergewaltigte sie, drohte, sie zu töten. Sie wehrte sich, erwürgte ihn mit dem Hemd.

Die indigene Frau wurde nun von einem Richter zu sechs Jahren und zwei Monaten im Gefängnis verurteilt. Sie habe zwar in Notwehr gehandelt, aber übermässige Gewalt angewandt, hiess es zur Begründung des Urteils.

«Ich wollte einfach mein Leben retten»

Ruiz hatte den Mann zuvor in einer Bar kennengelernt. In der Nacht bot er an, sie nach Hause zu begleiten, und bat, bei ihr übernachten zu können, weil sein Heimweg zu lange sei. Sie liess ihn auf einer Matratze am Boden bei ihr übernachten. In der Nacht fiel er schliesslich über sie her.

Roxana Ruiz gab vor dem Untersuchungsgefängnis dem Portal «Emeequis» unter Tränen ein Interview und erinnert sich an die Nacht: «Ich wehrte mich, er fiel zu Boden, ich konnte mein Hemd um seinen Hals legen.» Sie sagt. «Ich wollte einfach mein Leben vor einem Vergewaltiger retten.»

Sie muss Geld an die Familie ihres Vergewaltigers zahlen

Sie habe das alles nicht geplant. «Zu diesem Zeitpunkt war ich in Lebensgefahr. Es war mein Leben oder sein Leben.» Sie habe keine Waffe benutzt, nur das Hemd. Danach sei sie in Panik geraten und habe den Leichnam zu zerstückeln versucht. Sie glaubt, sie wäre nicht das einzige Opfer geblieben, wenn er am Leben geblieben wäre.

Roxanas Verteidigung wird nächste Woche gegen das Urteil Berufung einlegen, da es «willkürlich» sei. Die junge Frau habe kein ordentliches Verfahren erhalten. Ihr Anwalt sagt, dass keine gynäkologischen Tests durchgeführt worden seien und dass sie für neun Monate ins Untersuchungsgefängnis gesteckt wurde, weil man ihr nicht geglaubt habe.

Zusätzlich zur sechsjährigen Haftstrafe muss sie wegen des Mordes der Familie des Verstorbenen eine Geldstrafe von fast 300’000 Pesos (rund 15’000 Franken) zahlen. (neo)

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