In der italienischen Stadt L'Aquila, gut 120 Kilometer nordöstlich von Rom, hat sich ein tragischer Unfall ereignet. Ein parkierter Wagen machte sich selbständig, rollte einen Abhang hinab – direkt in einen Kindergarten. Und überrollte den kleinen Tommaso D.* (4). Er überlebte nicht. Fünf weitere Kinder wurden durch das Unglück verletzt, wie italienische Medien berichten.
Das Auto gehört einer Mutter (38), die ihre Kinder im Kindergarten abholen wollte. Sie parkierte den Wagen an einem Hang vor dem Kindergarten.
Die Tragödie passierte am Mittwoch. Gegen 14.30 Uhr setzte sich der Wagen plötzlich in Bewegung. Die im Garten spielenden Kinder ahnten nichts und hatten kaum eine Chance, dem Auto auszuweichen.
«Er war so sensibel, so empathisch»
Tommasos Vater, Patrizio D., bekam vom Unfall zunächst nichts mit. Da er aber unweit vom Kindergarten wohnt, sei er aufgeschreckt, als er plötzlich den Klang der Sirenen hörte. «Wo ist Tommaso? Wo ist unser Kind?», schrie er verzweifelt, als er am Kindergarten angelangt war, wie das Nachrichtenportal «Leggo» berichtet. Er soll mehrmals nach seinem Sohn gerufen haben. Doch es kam keine Antwort.
Die Familie des kleinen Jungen ist am Boden zerstört. «Er war so sensibel, so empathisch. Ein kleines, einzigartiges Wesen. Er war meine grosse Liebe», so die Tante zu «Leggo».
«Mein Herz als Vater ist zerrissen»
Auch die Kindergärtnerin steht unter Schock. «Ich werde niemals vergessen, was ich an diesem Tag erlebt habe», sagt sie zu «La Republica».
Die anderen fünf Kinder schweben zwar nicht mehr in Lebensgefahr, werden aber immer noch im Spital behandelt.
Die Tragödie hat in der Stadt für tiefe Betroffenheit gesorgt. Auch der Bürgermeister von L'Aquila, Giorgio Alessandri, hat sich zum Unfall geäussert. «Mein Herz als Vater und Bürgermeister ist zerrissen. Wenn ein Kind aufhört zu spielen, dann gerät die Hoffnung ins Wanken», schreibt er auf Facebook.
«Ich hörte Kinder schreien und sah Erwachsene auf der Strasse weinen»
Anwesende Eltern hätten nach dem Unfall sofort versucht, die Kinder unter dem Auto zu befreien. «Es war wie im Krieg. Ich kam an und ich hörte Kinder schreien, sah Erwachsene auf der Strasse bitterlich weinen. Die Sirenen heulten und überall waren Rettungssanitäter und Polizisten», sagt ein Vater, der gerade sein Kind abholen wollte, gegenüber der italienischen Nachrichtenagentur Ansa.
Die verletzten Kinder wurden umgehend von den Rettungskräften versorgt. Doch für den kleinen Tommaso kam jede Hilfe zu spät. Trotz mehrerer Reanimationsversuche, starb der 4-Jährige.
Ermittlungen wegen Mordes im Strassenverkehr
Noch ist unklar, wie sich das Auto plötzlich aus seiner parkierten Stellung hat lösen können. Die Lenkerin ist sich aber sicher, dass sie die Handbremse angezogen hatte. «Das mache ich immer, automatisch», soll sie der Polizei gesagt haben.
Allerdings habe sich ihr 12-jähriger Sohn noch im Auto befunden, als sie ihre Kinder abholte. Möglicherweise könnte dieser die Handbremse gelöst haben.
Gegen die Mutter wird wegen Mordes im Strassenverkehr ermittelt. Die Polizei untersucht nun die genauen Umstände des Unfalls. (ced)