«Mein alter Freund», begrüsst der Chinese den Amerikaner
US-Präsident Biden und Chinas Führer Xi halten ihren ersten Gipfel ab – per Videokonferenz

US-Präsident Joe Biden und Chinas Staatschef Xi Jinping, die beiden mächtigsten Männer der Welt, haben in der Nacht auf Dienstag ihr mit Spannung erwartetes virtuelles Gipfeltreffen begonnen. Das Videotelefonat dauert mehrere Stunden. Freundschaftliche Töne überwiegen.
Publiziert: 16.11.2021 um 04:23 Uhr
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Aktualisiert: 16.11.2021 um 11:01 Uhr
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Die beiden kennen sich seit Jahren – in der Nacht auf Dienstag haben US-Präsident Joe Biden und Chinas starker Mann Xi Jinping den ersten Gipfel abgehalten.
Foto: Getty Images

Kurz vor 20 Uhr Ortszeit am Montagabend (2 Uhr MEZ am Dienstag) geht die Schaltung live. US-Präsident Joe Biden (78) sitzt am grossen Tisch im Roosevelt Room des Weissen Hauses. Vor ihm die wichtigsten Kabinettsmitglieder – und zwei grosse Bildschirme. Darauf eingeblendet: Chinas Staatspräsident Xi Jinping (68). Biden wirkt gleich jovial. Die beiden hätten im Laufe der Jahre «sehr viel Zeit miteinander verbracht», so Biden, der auf die Zeit verwies, als er noch US-Vizepräsident und Xi eine aufstrebende Macht war.

Jetzt sitzen sich die beiden Männer als die beiden mächtigsten der Welt gegenüber – wenn auch virtuell. Dabei geht es ausschliesslich respektvoll und freundlich zu und her. Biden und Xi tauschen Floskeln aus – ohne dass der eine den anderen in die Defensive zu drängen versucht. Xi, der in einem Saal der Grossen Halle des Volkes in Peking sprich, schlägt ebenfalls sofort versöhnliche Töne an. Dies, nachdem in den vergangenen Jahren verbale Giftpfeile zwischen Washington und Peking flogen. Auf der Mattscheibe nennt Xi Biden «meinen alten Freund» und sagt, die beiden Länder sollen zusammenarbeiten. Die Begriffe Covid oder Coronavirus fallen zunächst kein einziges Mal.

Mehrstündige Videokonferenz

Immerhin wurde Biden etwas konkreter. Es liege in ihrer beider Verantwortung, «dafür zu sorgen, dass der Wettbewerb zwischen unseren Ländern nicht in einen Konflikt ausartet, ob beabsichtigt oder unbeabsichtigt». Der US-Präsident sprach sich für «Leitplanken des gesunden Menschenverstandes» aus. Beide Seiten müssten ehrlich sagen, «wo wir uns nicht einig sind, und zusammenarbeiten, wo sich unsere Interessen überschneiden, insbesondere bei wichtigen globalen Fragen wie dem Klimawandel». Es gehe für beide Länder darum, verantwortungsvolle Führungsrollen in der Welt einzunehmen.

Das Weisse Haus hatte zuvor mitgeteilt, die Videokonferenz zwischen Biden und Xi sei auf mehrere Stunden angesetzt. Das Gespräch erfolgt vor dem Hintergrund wachsender Spannungen zwischen Peking und Washington. Das Verhältnis der zwei Grossmächte ist so belastet wie noch nie seit Aufnahme der diplomatischen Beziehungen 1979. Beide sehen sich als Konkurrenten. Die beiden Präsidenten hatten seit Bidens Amtsantritt im Januar bislang zwei Mal am Telefon gesprochen – zuletzt im September.

Konflikt verhindern

Streitpunkte sind unter anderem Chinas Drohungen gegenüber Taiwan, der andauernde Handelskrieg, die Menschenrechtslage in China, der Umgang mit den Uiguren und Tibetern sowie die Unterdrückung der Demokratiebewegung in Hongkong. Washington verfolgt zudem Chinas Machtanspruch in Asien mit grossem Argwohn. China wiederum wirft den USA vor, seinen Aufstieg in der Welt bremsen zu wollen. Auch beklagt Peking zunehmenden amerikanischen Protektionismus.

US-Präsident Biden setze im Umgang mit China auf einen «harten Wettbewerb», wolle einen offenen Konflikt aber verhindern, hatte eine hohe US-Beamtin vor Gesprächsbeginn gesagt. Auch machten die USA ihre Erwartung deutlich, dass sich China an internationale Normen hält.

An den Gesprächen nehmen auf chinesischer Seite Aussenminister Wang Yi (68) und der für die Handelsbeziehungen zu den USA zuständige Vizepremier Liu He (69) teil, wie Staatsmedien berichteten. Auf US-Seite waren unter anderen Aussenminister Antony Blinken (59) und Finanzministerin Janet Yellen (75) dabei. (kes/SDA)

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