Mehrheitsführer Mitch McConnell wird alles tun, um den Präsidenten zu retten
«Darth Vader» wird zu Trumps wichtigstem Mann

Nachdem Donald Trump vom Repräsentantenhaus impeached wurde, entscheidet der Senat darüber, ob er des Amtes enthoben wird. Dort hat der US-Präsident einen mächtigen Verbündeten: Mitch McConnell, der den Demokraten das Leben schon lange schwer macht.
Publiziert: 19.12.2019 um 15:05 Uhr
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Der Resolutionsentwurf von McConnell, der zum Ärger der Demokraten einen verkürzten, zweitägigen Kalender für die Eröffnung der Argumente in Trumps Amtsenthebungsverfahren vorschlägt – Grundregeln, die am Vorabend des bahnbrechenden Verfahrens auf scharfe Kritik seitens der Demokraten stossen.
Foto: Keystone

Mitch McConnell spielt im Senatsverfahren, das nach der Anklageerhebung durch das Repräsentantenhaus vom Mittwochabend ansteht, eine zentrale Rolle. Als Mehrheitsführer hat der Senator aus dem Bundesstaat Kentucky die Verfahrenszügel in der Hand. Er wird damit massgeblich beeinflussen, wie der im Januar startende Prozess im Oberhaus ablaufen wird, ob es Zeugen gibt und wenn ja, welche, und wie lange das Verfahren dauert.

Dabei macht er keinen Hehl daraus, wie er seine Rolle sieht: «Ich bin kein unparteiischer Geschworener», sagt der Mehrheitsführer der Republikaner im Senat. «Das ist ein politisches Verfahren.» Der 77-jährige Politikveteran hat sogar eine «vollständige Koordination» mit dem Weissen Haus versprochen. Im Klartext: Im Impeachment-Prozess im Senat wird sich McConnell voll für den Präsident ins Zeug legen.

Stöcke zwischen die Demokraten-Beine geworfen

McConnell dürfte versuchen, den Prozess gegen Trump möglichst rasch über die Bühne zu bringen. Dem Ansinnen der Demokraten, Schlüsselfiguren der Ukraine-Affäre wie Trumps Stabschef Mick Mulvaney und den früheren Sicherheitsberater John Bolton als Zeugen vorzuladen, hat er bereits eine Absage erteilt.

Dass McConnell willens ist, seine Macht auszuspielen, daran gibt es keine Zweifel. In seinem Amt als Mehrheitsführer hat er seit 2015 unzählige Gesetzesvorlagen der Demokraten blockiert.

Der republikanische «Sensenmann»

McConnell liebäugelt selbst mit seinem Image eines «Sensenmanns»: Der Republikaner säbelt alles weg, was der politische Gegner vorlegt. Schon als Minderheitsführer im Senat zwischen 2007 und 2015 trieb er die Demokraten mit Verfahrenstricks, mit denen er die parlamentarische Arbeit ausbremste, zur Weissglut.

Mit seinem Vorgehen hat sich McConnell, den Kritiker immer wieder als biederes Geschöpf der Washingtoner Hinterzimmer-Politik verspotten, viele Feinde gemacht. Besonders zu stören scheint ihn das nicht. Vor Jahren verglich er sich selbst einmal scherzhaft mit Star-Wars-Bösewicht «Darth Vader».

Seit 35 Jahren im Kongress

Ein hartes Fell musste sich der 1942 im Bundesstaat Alabama geborene McConnell schon früh zulegen. Im Alter von zwei Jahren erkrankte er an Kinderlähmung, von der Infektion bleibt bis heute ein leichtes Hinken. In der Schule wurde er gehänselt, seine Eltern impften ihm Kampfgeist ein.

Als 13-Jähriger zog McConnell mit seinen Eltern nach Kentucky, wo er später zunächst Politik und dann Jura studierte. Nach einigen Jahren in der Lokalpolitik kandidierte er 1984 für den Senat und besiegte den demokratischen Mandatsträger. Seit rund 35 Jahren sitzt er in der Kongresskammer.

McConnell hat sogar familiäre Verbindungen in die Regierung: Seine zweite Ehefrau Elaine Chao ist Verkehrsministerin.

McConnell kritisiert auch Trump

Ein bedingungsloser Verteidiger des Präsidenten ist der Mehrheitsführer gleichwohl nicht. In der Aussenpolitik lag McConnell mit Trump wiederholt über Kreuz. Die Entscheidung zum Truppenabzug aus Syrien kritisierte er als «schwerwiegenden strategischen Fehler». Für die Ermordung des saudiarabischen Journalisten Jamal Khashoggi machte McConnell direkt die Führung in Riad verantwortlich - anders als Trump, der den wichtigen Verbündeten in Schutz nahm.

Doch Impeachment-Zeiten schweissen zusammen. McConnell dürfte während des Amtsenthebungsverfahrens, in dem die Senatoren als Geschworene über Trumps Schicksal entscheiden, oberster Ausputzer des Präsidenten werden. Den Ausgang des Prozesses hat McConnell schon vorhergesagt: «Die Wahrscheinlichkeit, dass der Präsident des Amtes enthoben wird, liegt bei null.» (SDA/vof)

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