Ein gewaltiger Knall hat heute Morgen die Istiklal-Strasse in Istanbul erschüttert. Laut einem Bericht des TV-Senders CNN Türk handelte es sich um einen Selbstmordanschlag. Die Istiklal-Strasse ist eine bei Touristen beliebte Einkaufsmeile im europäischen Teil der türkischen Metropole. Wie der türkische Gesundheitsminister erklärt, wurden fünf Menschen getötet und 36 verletzt, sieben davon schwer.
Unter den Verletzten befinden sich den Angaben zufolge 12 Ausländer. Drei von ihnen sind israelische Staatsbürger, wie ein Sprecher des israelischen Aussenministeriums gegenüber «haaretz.com» sagt.
Die weiteren verstorbenen Ausländer seien aus dem Iran, Irland, Island und den Vereinigten Arabischen Emiraten, laut den Behörden.
«Die Polizei ist hypernervös»
Türkei-Korrespondent Frank Nordhausen hat sein Büro ganz in der Nähe des Anschlagsorts. Der deutsche Journalist war zehn Minuten nach der Explosion vor Ort. «Die Polizei ist hypernervös», sagt Nordhausen zu BLICK. Im Minutentakt seien Rettungswagen zum Tatort gefahren. Helikopter kreisten am Himmel.
«Der Anschlag ist eine Katastrophe für den Tourismus in der Türkei, die Zahl der Besucher wird einbrechen», sagt Nordhausen. 1,5 Millionen Leute besuchten täglich die Istiklal-Strasse. «Vor allem am Nachmittag ist sie voll mit Leuten.»
Nordhausen geht davon aus, dass die Terroristen mit dem Anschlag eine Warnung aussprechen wollten: «Wenn der Anschlag am Nachmittag verübt worden wäre, wären viel mehr Menschen gestorben – das hätte ein Massaker gegeben.» Die Behörden hätten nach einer gestrigen Terrorwarnung noch abgewiegelt. Nordhausen: «Jetzt stehen sie ganz schlecht da.»
Mediensperre
Skin, Frontfrau der britischen Band Skunk Anansie, ist nach eigenen Worten Zeugin des tödlichen Anschlags geworden. «Massive Bombenexplosion vor unserem Hotel», schrieb sie bei Twitter. «Ich bin ok, sehr erschüttert, tote Menschen, schreckliche Szenen», postete die 48-Jährige beim Kurzmitteilungsdienst. Das Gebäude habe gezittert und viele Menschen seien verletzt. «Überall bewaffnete Polizisten in Zivil, beängstigende Zeiten», schrieb die Sängerin weiter und sprach den Opfern und ihren Familien ihre Anteilnahme aus.
Der Anschlagsort wurde weiträumig abgesperrt. Wie immer in solchen Situationen, haben die türkischen Behörden eine Mediensperre verhängt.
Ein Video, das auf Twitter kursiert, soll die Explosion zeigen. Eine offizielle Bestätigung, dass es sich dabei um den heutigen Selbstmordanschlag handelt, gibt es allerdings nicht.
Bekenntnis zu Blutbad in Ankara
Bereits am vergangenen Sonntag war es in der Türkei zu einem tödlichen Anschlag gekommen: Bei der Explosion einer Autobombe in Ankara wurden 37 Menschen getötet und 120 weitere verletzt. Zu dem Attentat bekannte sich die extremistische Kurdenorganisation Freiheitsfalken Kurdistans (TAK), die dem Umfeld der in der Türkei verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK zugerechnet wird.
Im Januar hatte ein Selbstmordattentäter in Istanbul zwölf deutsche Touristen mit in den Tod gerissen. Für die Tat wurde die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verantwortlich gemacht. (pin/noo/SDA)