Friedliche Proteste eskalieren innert Sekunden zu einer Massenpanik: Rund 20'000 Menschen laufen am Sonntagabend über eine Brücke in Minneapolis in Richtung Stadtzentrum. BLICK-USA-Korrespondent Nicola Imfeld marschiert bereits seit drei Stunden mit und berichtet, dass dies der «grösste» und «friedlichste» Protestmarsch in Minneapolis seit Beginn der Demonstrationen ist.
Bislang war die Stadt wegen den Ausschreitungen in den Schlagzeilen: Demonstranten kontrollierten in den vergangenen Nächten ganze Viertel, plünderten und zerstörten zahlreiche Läden und Gebäude. Auch eine Polizeistation wurde abgefackelt.
Am Sonntag aber verläuft alles ruhig, bis kurz nach 18 Uhr ein Tanklaster auf der abgesperrten Autobahn auftaucht und in vollem Tempo auf die Menschenmenge zurast. «Er hat kurz vor den Protestlern abgebremst, einige wurden leicht angefahren», berichtet Imfeld.
Massenpanik bricht aus, 20'000 Menschen sprinten in alle Himmelsrichtungen davon. «Das Problem war, dass es links und rechts in die Tiefe ging. Es gab kein Entkommen», so Imfeld.
Also laufen viele zur nächsten Ausfahrt und klettern einen Hügel hinauf. Es seien gefährliche Szenen gewesen, berichtet unser Korrespondent: «Die Menschen schubsten sich, einige stolperten auf der Wiese.» Dann taucht die Polizei und Nationalgarde auf. «Sie rasten in unglaublichem Tempo auf den Tanker zu. Einige Demonstranten wurden fast überfahren», so Imfeld.
Fahrer festgenommen
Die Polizei von Minneapolis nimmt den Fahrer fest. Glücklicherweise werden nach ersten Erkenntnissen keine Menschen ernsthaft verletzt. Weshalb der Tanklaster-Chauffeur auf die Menschenmenge zuraste, ist Gegenstand von Ermittlungen. Dass er sich verirrt hat, sei aber beinahe ausgeschlossen, meint unser Korrespondent. «Da war alles abgesperrt. Es ist nicht vorstellbar, dass er das nicht gesehen hat.»
Protestlerin in Tränen: «Wir sind immer die Bösen»
Die Beamten haben sich am Tatort aber nicht nur um den Fahrer gekümmert. Es wurde auch Tränengas und Gummischrot in die Menge gefeuert, was die panischen Zustände nur noch verschärfte, so Imfeld. Eine Frau, die er interviewen konnte, brach in Tränen aus. «Die Polizisten haben sich gar nicht um den Fahrer gekümmert, der uns umbringen wollte», sagte sie. «Es spielt keine Rolle, wie friedlich wir sind», schreit sie ins Mikrofon von BlickTV. «Wir sind immer die Bösen!»