Bereits über einen Monat dauert der Krieg in der Ukraine jetzt an. Am 24. März gab Russland Präsident Wladimir Putin (69) den Befehl zum Überfall auf das Nachbarland. Seither kämpfen Ukrainerinnen und Ukrainer für ihre Freiheit und Unabhängigkeit.
Dabei werden sie aber immer wieder Opfer brutaler Angriffe von den Russen. Obwohl Russland letzte Woche einen Rückzug aus der Hauptstadtregion um Kiew angekündigt hat, sind die Angriffe nicht weniger geworden - im Gegenteil. Vor allem im Osten und Süden der Ukraine intensivieren die Russen jetzt ihre Kriegsbemühungen.
Erst am Sonntag wurden in der ukrainischen Stadt Butscha 300 tote Zivilisten entdeckt, die von den Russen ermordet und auf den Strassen liegen gelassen wurden.
«Dann sind sie mit Panzern überfahren worden»
Die Bilder haben international für Entsetzen gesorgt. Der französische Präsident Emmanuel Macron (44) sieht «sehr klare Hinweise auf Kriegsverbrechen». Uno-Generalsekretär Antonio Guterres (72) fordert nun eine unabhängige Untersuchung.
Das Massaker in Butscha ist aber nicht der erste brutale Angriff der Russen. In der ukrainischen Hauptstadt Kiew soll es seit Kriegsausbruch gezielt zu Angriffen auf Frauen und Mädchen gekommen sein. Der Parlamentsabgeordnete Olexei Gontscharenko veröffentlichte auf Twitter ein Video von nackten Frauenleichen, die in der Nähe von Kiew am Strassenrand gefunden wurden.
Auch in der Stadt Irpen berichtete der Bürgermeister Olexander Markuschyn von solchen Morden. Es seien Frauen und Mädchen erschossen worden. «Dann sind sie mit Panzern überfahren worden», sagte er der Deutschen Welle.
Mariupol bisher am schlimmsten getroffen
Die schlimmsten Angriffe dürfte in der belagerten Stadt Mariupol, im Süden der Ukraine, passiert sein. Die Stadt ist zum Symbol geworden für die Grausamkeit der russischen Truppen. Seit Wochen müssen die 400'000 Einwohner ohne Strom, Wasser und Heizung ausharren. Sie sind seit Tagen von russischen Truppen umzingelt und vom Rest des Landes abgeschnitten.
Immer wieder kommt es zu Bombardierungen. Besonders der Angriff auf ein Spital vom 9. März, bei dem eine Geburtsstation zerstört wurde, hat für Aufsehen gesorgt. Auch bei der Bombardierung der Kunstschule vom 19. März sind Hunderte Zivilisten gestorben.
Die bisher wohl höchste Opferzahl eines einzelnen Angriffs wurde am 16. März verzeichnet, als das Stadttheater dem Bombenhagel zum Opfer fiel. Obwohl vor dem Theater in grossen Buchstaben das Wort «Kinder» geschrieben wurde, zögerten die Russen nicht und machten das Theater dem Erdboden gleich. 300 Menschen wurden dabei getötet.
Auf Satellitenbildern ist das gesamte Ausmass der russischen Angriffe auf Mariupol zu sehen. Zivile Infrastruktur und Wohngebiete sind grösstenteils zerstört.
Immerhin konnten sich die beiden Kriegsseiten auf die Schaffung von Fluchtkorridoren einigen. 3000 Einwohnerinnen und Einwohner wurden mit Bussen aus Mariupol in Sicherheit gebracht.
Odessa ist für beide Seiten strategisch wichtig
Auch die Hafenstadt Odessa haben Putins Truppen inzwischen ins Visier genommen. Am Wochenende wurde sie mit Raketen angegriffen. Aus dem Verteidigungsministerium in Moskau hiess es dazu, von Schiffen und Flugzeugen aus seien eine Ölraffinerie und mehrere Treibstofflager in der Nähe Odessas beschossen worden.
Die Stadt hat sowohl für die Ukraine als auch für Russland einen hohen strategischen Wert. Der Hafen von Odessa ist der zweitgrösste am Schwarzen Meer. Seit der Annexion der Krim ist er zudem Hauptquartier der ukrainischen Marine.
Bereits seit Wochen haben die Einwohner deshalb in der ganzen Stadt Sandsäcke aufgestellt, um sich vor russischen Angriffen zu schützen. Soldaten haben am Strand Minen gelegt und in der Stadt Panzersperren aufgestellt. (ced)