Zwei Schweizer Senioren wurden in Rio de Janeiro brutal überfallen. Antonio P.* (73) und seine Lebenspartnerin Christina S. * (65) waren als Touristen im Mietauto unterwegs, als sich ihnen ein anderes Auto in den Weg stellte (BLICK berichtete). Die Täter schossen P. in die Brust. Sein Zustand sei nach Angaben der Militärpolizei kritisch. P. befindet sich auf der Intensivstation im staatlichen Krankenhaus Getulio Vargas in Penha. Ärzte haben eine zunächst geplante Operation verschoben, nachdem sich der Zustand von P. verschlechterte.
Seine Partnerin S. erlitt leichte Verletzungen an der Hand durch Glasscherben und konnte das Krankenhaus mit Schnittwunden wieder verlassen. Die 65-Jährige wurde von der Polizei einem vierstündigen Verhör unterzogen. Die Sicherheitskräfte erhoffen sich von ihr nähere Angaben zu den Tätern.
Der Vorfall hat sich im Armenviertel Cidade Alta ereignet, einem Favela-Slum, das von Kriminellen beherrscht werde, sagte ein Sprecher der Militärpolizei der Nachrichtenagentur «AP». Touristen sollten die Gegend meiden. Im nahen Gebiet führten Uniformierte eine erste Razzia durch.
Dramatischer Fluchtversuch
Der brutale Raubüberfall ereignete sich am Montagnachmittag Ortszeit im Gebiet Cidade Alta nahe des internationalen Flughafens nördlich von Rio. Mindestens drei Männer mit Gewehren und Pistolen stellten sich dem Paar entgegen, als diese wegen Stau eine Autoausfahrt nahmen. Den Schweizern gelang zunächst die Flucht, doch die Fahrt führte in eine Sackgasse. Der weisse Renault krachte in eine Mauer.
Brasilianischen Medienberichten zufolge wurden ihre Wertsachen gestohlen, dann eilte die Militärpolizei zu Hilfe. Kurz zuvor hatten die Banditen bei der gleichen Ausfahrt Brasilianer ausgeraubt und deren Fahrzeug gestohlen.
Das Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) bestätigte auf Anfrage, dass zwei Schweizer Staatsangehörige in Brasilien bei einem Überfall verletzt wurden. «Das Schweizerische Generalkonsulat in Rio de Janeiro steht mit den zuständigen Behörden in Kontakt und wird die Betroffenen im Rahmen des konsularischen Schutzes betreuen», sagte EDA-Sprecher Georg Farago zu BLICK.
GPS führte an Favela vorbei
Gewalt und Kriminalität grassieren in der brasilianischen Küstenmetropole. Die Lebensgefährten waren am 26. Dezember in Rio angekommen und hatten sich am Montag auf den Weg in die 600 Kilometer entfernte, südwestliche Küsten-Kolonialstadt Paraty gemacht, wo sie Silvesterabend verbringen wollten.
Wie Medien in Rio berichten, empfahl das GPS den Reisenden offenbar eine Abkürzung an einem Favela-Armenviertel vorbei. Die Polizei führte inzwischen einen Einsatz in dem Viertel durch. LautPolizei gab es eine Festnahme. Ob sie im Zusammenhang mit der Tat stand, war zunächst unklar. Die Beamte stellten zudem eine Handfeuerwaffe sowie Drogen sicher.
Laut Mauro Fliess, Sprecher der Militärpolizei, handelte es sich bei dem Raubüberfall auf die Schweizer um einen «isolierten Vorfall». (kes)
* Namen der Redaktion bekannt