Love-Storm für Auswanderer «Kosovo-Kurt»
«Der spricht besser Albanisch als ich!»

Der Berner Oberländer Kurt Trachsel ist vor 14 Jahren in den Kosovo gezogen. Er ist voll integriert und spricht perfekt Albanisch. Die Geschichte über den Berner Oberländer Kosovo-Auswanderer Kurt Trachsel schlägt hohe Wellen auf Social Media.
Publiziert: 09.05.2017 um 14:00 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 17:24 Uhr
Interview auf dem Acker im Kosovo: Altin Marku und Besa Drenika (r.) mit Bauer Trachsel.
4:50
Schweizer Kurt Trachsel in Gjilan überglücklich:Er lebt seit 14 Jahren mit Kind und Kegel im Kosovo
Marijana Zeko

Einfach die Koffer packen und einen Neustart in einem fremden Land wagen? Für viele Kosovaren und Einwanderer aus anderen Ländern ist das die Geschichte ihre Lebens. Sie kamen in die Schweiz und fanden hier Sicherheit und Unterkunft für sich und ihre Familien.

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Kurt Trachsel aus dem Berner Oberland lebt schon seit 14 Jahren im Kosovo.
Foto: Screenshot RTV 21

Dass es auch den umgekehrten Fall gibt, hat gestern für Furore gesorgt. Allein auf der BLICK-Facebook-Seite haben über 1000 Leser die ungewöhnliche Geschichte des Schweizers Kurt Trachsel kommentiert. Über 500 000 Menschen sahen den Artikel in ihrem Newsfeed, fast 5000 klickten auf «gefällt mir».

«Der Kurt ist ein richtig starker Typ»

Kurt Trachsel wanderte vor 14 Jahren mit seiner Ehefrau und den drei Kindern in den Kosovo aus, um dort als Bauer zu arbeiten (BLICK berichtete). Jetzt zeigen sich vor allem in der Schweiz lebende Kosovaren beindruckt von Trachsels Anpassungsfähigkeit. «Der Kurt ist ein richtig starker Typ. Der lebt ohne Vorurteile im Kosovo», schreibt ein Kosovo-Albaner auf Facebook. «Die Schweizer sind bei uns sehr beliebt. Ihr seid alle herzlich eingeladen», schreibt ein anderer.

Trachsel und seine Kinder im Interview mit den kosovarischen TV-Journalisten.
Foto: Screenshot RTV 21

Die Geschichte vom Exoten-Bauer auf dem Balkan sorgt sogar dafür, dass festgefahrene Meinungen über den Haufen geworfen werden. «Auch wenn ich manchmal Vorurteile gegenüber Albanern habe, sind sie wohl doch ein anständiges Volk», schreibt ein Leser auf Blick.ch. Ein anderer Schweizer greift auf eigene Erfahrungen zurück: «Ich war zwei Jahre berufsbedingt im Kosovo. Die Leute sind sehr nett, nicht wenige sprechen Deutsch. Die Arbeitsqualität und Moral war sehr gut.»

Nur wenige kritische Stimmen meldeten sich: «Tja, wenn man das so betrachtet, kommt man nicht umhin, zu sagen, dass er als Schweizer im Kosovo besser integriert ist, als so viele aus diesem Land hier in der Schweiz.»

Diskussionsstoff bot aber auch, dass der schweizerisch-kosovarische Reporter Altin Marku, der über Trachsel berichtete, mit dem BMW in den Kosovo fuhr. Ein Klischee, das Schweizer wie Kosovaren belustigte.

«Hut ab, Herr Trachsel!»

Vor allem Trachsels sprachliche Fähigkeiten imponierten den Lesern. Schliesslich spricht die Familie aus dem Berner Oberland mittlerweile perfekt Albanisch. Das rief auch Selbstkritik hervor: «Ich finde es abartig, dass unsere Eltern, die in der Schweiz leben, keinen Satz richtig aussprechen können. Trachsel lebt bei ‹uns› und spricht besser Albanisch als ich. Hut ab, Herr Trachsel!», schreibt ein Facebook-User.

Ein anderer, ohne albanische Wurzeln, sieht es ähnlich: «Ich habe mich fast etwas geschämt, dass die Familie die Sprache so schnell gelernt hat. Das finde ich bei den Kosovaren hier in der Schweiz beschämend.»

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