Dieser Amtsantritt ist historisch: Lori Lightfoot (56) regiert seit Montag Chicago, die drittgrösste Stadt der USA. Die Afro-Amerikanerin ist die erste offen homosexuelle Politikerin, die an die Spitze Chicagos gewählt wurde. Seit 1837 gab es in der Metropole erst eine Frau als Bürgermeisterin sowie einen schwarzen Mann.
Für Bürger wie Experten ist Lightfoots Wahl ein Meilenstein. Evan McKenzie, Politik-Dozent an der Universität von Illinois in Chicago, sprach von der bedeutendsten Bürgermeisterwahl seit Harold Washington. Der war 1983 als erster Schwarzer in das Amt gewählt worden.
Die Rentnerin Wanda Dillard, einer der Gäste bei Lightfoots Amtseinführung, sagte der Nachrichtenagentur AFP, angesichts der Beziehungen zwischen Schwarzen und Weissen in Chicago sei Lightfoots Wahl «wunderbar» und ein Zeichen der Hoffnung.
Sie will Chicago reformieren
Lori Lightfoot will vorwärtsmachen. Sie versprach bei der Inauguration, ihre Amtszeit dem Kampf gegen Korruption und Waffengewalt zu widmen. Waffengewalt ist in Chicago vor allem in einkommensschwachen, überwiegend von Schwarzen bewohnten Vierteln ein Problem. Allein im vergangenen Jahr kamen dabei mehr als 550 Menschen ums Leben.
Als erste Amtshandlung sorgte Lightfoot dafür, dass Mitglieder des Stadtrats künftig weniger Macht haben. «Jahrelang hiess es, Chicago ist nicht bereit für Reformen», sagte sie. Nun aber stünden Reformen an, fügte sie hinzu und erwähnte vor allem die Bereiche Korruption, Polizei und wirtschaftliche Ungleichheit.
Lightfoot hatte die Bürgermeisterwahl im April überraschend gewonnen. In der Vergangenheit war die politische Landschaft von Chicago von Insiderabsprachen unter demokratischen Parteifunktionären bestimmt gewesen. Im Stadtrat hatte die Machtverteilung seit langem zu Problemen mit Korruption geführt, aktuell stehen zwei Ratsmitglieder in unterschiedlichen Verfahren vor Gericht. (nim/SDA)