Die Fotos von Zehntausenden von Reisenden sowie Kennzeichen von Autos, die in die USA ein- und ausreisten, wurden gehackt und gestohlen. Der US-Grenzschutz (CBP) spricht von einem «bösartigen Cyber-Angriff», der sich bei einem Zulieferer ereignet habe.
Rund 100'000 Reisende sind betroffen, und das zu einem Zeitpunkt, wo die US-Grenzbehörde daran ist, biometrische Grenzkontrollen und Gesichtserkennungstechnologie einzuführen. Dies geschehe ohne ordnungsgemässe Überprüfungen, was für Verfechter des Datenschutzes einen Gesetzesverstoss darstellt.
«Dieser Hack passiert genau dann, wenn der Grenzschutz versucht, seinen massiven Gesichtserkennungsapparat und die Erfassung sensibler Daten von Reisenden zu erweitern», sagte die Anwältin Neema Singh Guliani von der American Civil Liberties Union in einer Erklärung. «Dieser Vorfall unterstreicht weiter die Notwendigkeit, diese Bemühungen zu bremsen. Der beste Weg, solche Lecks von heiklen persönlichen Daten zu vermeiden, besteht darin, solche Daten erst gar nicht zu sammeln und zu speichern.»
Zweiter Hack dieses Jahr
«Die Verwendung biometrischer und personenbezogener Daten durch die Regierung kann nur dann ein wertvolles Instrument sein, wenn sie richtig eingesetzt wird», sagte Bennie Thompson, Vorsitzender des US-Ausschusses für Innere Sicherheit.
Dies sei das zweite grosse Datenleck in diesem Jahr. Im Mai wurden die Server der Firma Perceptics gehackt, die Lesegeräte für Autokennzeichen herstellt. «Wir müssen sicherstellen, dass wir den Einsatz von Biometrie nicht auf Kosten der Privatsphäre der amerikanischen Öffentlichkeit erweitern», so Thompson.
Ob kriminelle Elemente die Hand im Spiel haben? «Bis heute wurden keine der Bilddaten im Dark Web oder Internet identifiziert», versuchte der US-Grenzschutz in einer Erklärung zu beruhigen.
Gesichtserkennung bald Standard
Bis 2021 will die US-Grenzbehörde an den 20 wichtigsten Flughäfen Gesichtserkennung für «100 Prozent aller internationalen Passagiere» einsetzen. Der Schritt - so ein Erlass von US-Präsident Donald Trump - soll die Nation «vor terroristischen Aktivitäten von in die Vereinigten Staaten zugelassenen Ausländern» schützen.
Der Flughafen Zürich hat 2017 die freiwillige Gesichtserkennung bei Ein- und Ausreisen eingeführt. Wer will, kann den Pass weiterhin am Schalter zeigen. Laut Eidgenössischem Datenschützer Adrian Lobsiger müssen die Daten gelöscht werden, sobald die Passagiere im Flugzeug sind.
In China setzt die Regierung massiv auf digitale Gesichtserkennung mit dem Ziel, alle Bewohner Chinas ab 18 Jahre orten zu können. Schon heute werden selbst Fussgänger in Echtzeit erkannt und gebüsst, die zum Beispiel bei Rot über den Zebrastreifen gehen. (kes)