Kündigung nach 34 Jahren
Britische Busfahrerin verliert Job, weil sie «zu klein» ist

Ein britisches Busunternehmen hat einer langjährigen Mitarbeiterin gekündigt, weil sie zu klein ist, um die Pedale in dem neuen Busmodell zu erreichen. Der Fall sorgt im Land für Aufsehen. Die Briten wollen das nicht hinnehmen und setzen sich für Busfahrerin ein.
Publiziert: 11.01.2022 um 10:55 Uhr
Ein Busunternehmen in Manchester feuerte Tracey Scholes, weil sie als Fahrerin mit 1,52 Meter zu klein ist für die neuen Busmodelle.
Foto: facebook
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1987 war Tracy Scholes die erste weibliche Busfahrerin auf den Buslinien in Manchester im Nordwesten von Grossbritannien. 34 Jahre später ist die Britin ihren Job los – weil sie zu klein ist, um das neuste Busmodell zu fahren, wie die britische Zeitung «Guardian» berichtet.

Tracy Scholes ist nur 1,52 Meter gross. Um die Aussenspiegel einsehen zu können, müsste sie sich nach hinten lehnen – dann komme sie mit den Füssen aber nicht mehr an die Pedale. Über diesen Umstand beschwerte sich die 57-Jährige bei ihrem Arbeitgeber, dem Busunternehmen Go North West. Daraufhin wurde sie zuerst freigestellt, danach folgte die Kündigung.

Zwar hätte das Unternehmen ihr Alternativen angeboten, die Konditionen seien aber für sie nicht annehmbar gewesen.

Tausende Briten unterstützen Buspionierin

«Ich habe drei Kinder, bin eine Witwe und muss eine Hypothek abbezahlen. Ich kann keine Lohneinbussen eingehen», wird die Britin im «Guardian» zitiert. Die Kündigung habe ihr Herz gebrochen, da sie sich als Frau jahrelang in einem Männerbusiness durchkämpft habe: «Ich tolerierte Kommentare, sexistische Bemerkungen und viel mehr. Ich beklagte mich nie beim Management. Ich löste es für mich selber und machte immer weiter.»

Scholes' Rauswurf sorgt in England für grossen Widerstand. Vielen sind empört und wollen helfen. Dafür wurde eine Petition lanciert, damit Manchesters erste Busfahrerin wieder hinters Lenkrad kann. Schon mehr als 13'000 Menschen haben die Petition unterschrieben.

Busunternehmen verteidigt sich

Ein Sprecher des Busunternehmens bezeichnet Tracy Scholes als ein geschätztes Teammitglied. Man habe ihr zahlreiche Angebote gemacht, um sie weiterhin im Unternehmen zu behalten. Diese habe sie aber alle abgewiesen. Das Unternehmen habe das Design der neuen Busse in Absprachen mit Gewerkschaften festgelegt. Ausser bei Scholes habe es keine Probleme mit den neuen Bussen gegeben, auch nicht bei Personen mit einer ähnlichen Körpergrösse. «Es ist schwierig, engagierte, erfahrene und fleissige Busfahrer zu finden. Wir würden in so einer Situation niemals leichtfertig handeln», wird der Sprecher zitiert.

Mit einer Grösse von 1,52 Meter gilt Tracy Scholes nicht als kleinwüchsig. Erwachsene gelten erst bei einer Körpergrösse von unter 1,50 als kleinwüchsig. (rsp)

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